Altena.
Es war ein weiter Weg für den betagten MAN 11.168 „Kurzhauber“ von Köln nach Altena. An lange Strecken war der 7,5 Tonner nämlich nicht gewöhnt. Aber es hätte ohne Weiteres noch ein sehr viel längerer Weg werden können. Vom Schwarzwald nach Altena, oder gar von Nordafrika aus. Maik Möritz und seine Familie haben das verhindert und sich einen lang gehegten Wunsch erfüllt.
Ein interessanter Feuerwehr-Oldtimer aus Bräunlingen im Schwarzwald ist seit März in Altroggenrahmede zu Hause. Baujahr 1980, fast noch aus echtem Schrot und Korn, gekleidet in dickes Blech, bewegt von 168 Pferdestärken. Kaum zu glauben, dass der 33 Jahre alte Tanklöschwagen im Zähler unter dem schlichten Tacho erst 12.000 Kilometer Fahrleistung angibt. „Nein, das sind nicht 112.000“, versichern die Halter.
Der MAN 11.168 war als TLF (Tanklöschfahrzeug) 16/25 im Einsatz. Bei den vielen Kürzeln steht die 11 im Übrigen für 11,5 Tonnen Gesamtgewicht (mit gefülltem Wassertank), die 16 für 1600 Liter Pumpenleistung pro Minute, und die 25 für einen Wassertank von 2500 Litern. Allradantrieb und Sperrdifferentiale sichern sein Vorankommen selbst in schwierigem Gelände.
Möritz, seit gut 20 Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und derzeit in Lüdenscheid aktiv, hat auf Autos wie diesem noch „echte Einsätze“ gefahren. Und dann lächelte ihn dieses Auto eines Abends bei der Internet-Auktionsseite Ebay an – „mit diesen dicken Backen“. Eine kurze Beratung im Familienkreis, und der Vater gab das höchste Gebot ab. Für ihn war klar: „Der wollte hier hin!“ Das war der Beginn einer „familiären Interessengemeinschaft Feuerwehr“ zu der auch die drei Kinder und die Eltern gehören. Alle packen jetzt, bei der Aufarbeitung des Fahrzeugs, mit an.
Natürlich sind die 33 Jahre auch an einem grundsoliden MAN „Kurzhauber“ nicht spurlos vorbei gegangen. Da ist manches zu richten, wenn man wieder auf den „Zustandswert 2“ kommen möchte, wie er von Oldtimerfreunden bezeichnet wird. Und die Fans dieser Baureihen wissen: „Blechteile gibt es nicht mehr“ – oder allenfalls noch zu Preisen, die zum Beispiel im Falle einer Motorhaube den Verkaufswert des gesamten Fahrzeugs erreichen.
Da gab es für Möritz, der schon immer gerne an Autos geschraubt hat, nur eins: „Man muss auch mal selber dengeln können!“ Das tut er, und fertigt kleinere Teile wie Kotflügel folgerichtig in eigener Regie. Die wuchtige Motorhaube ist glücklicherweise nicht darunter, denn dank guter Fahrzeugpflege im Schwarzwald ist die auch nach 30 Jahren noch prima. Ganz zu schweigen von den handgemalten Wappen auf den Türen zum Führerhaus: „Sowas macht heute niemand mehr“, schwärmt Möritz mit Blick auf den Aufbau der Firma Bachert.
Sein Vater hat den MAN bei einem Händler in Köln erstanden, nachdem die Feuerwehr Bräunlingen ihn ausgemustert hatte. Im Schwarzwald rechnete man damit, dass der Wagen wohl als Gebrauchsfahrzeug in Afrika sein weiteres automobiles Leben fristen würde. Jetzt aber ist man dort froh, dass der „Kurzhauber“ mit der langen Geschichte einen Liebhaber im Sauerland gefunden hat.
Das Fahrzeug will Möritz nach Möglichkeit bis zum Ende des Jahres wieder ganz salonfähig machen. Bei Feuerwehrverstaltungen soll es dann im Märkischen Kreis, aber auch darüber hinaus, zu sehen sein. In Bräunlingen im Schwarzwald freut man sich dem Vernehmen nach auch schon auf ein Wiedersehen.