Zuzenhausen/Kaiserslautern. Wer auf die Statistik vertraut, setzt in der Bundesliga-Relegation auf 1899 Hoffenheim. Zu mehr als einem Remis reichte es für Kaiserslautern in sechs Partien nicht. Jetzt wollen die Pfälzer den Neureichen aus dem Kraichgau den Erstligaplatz wegschnappen.
Retorte kontra Tradition - der Showdown um den letzten freien Platz in der Fußball-Bundesliga zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und dem 1. FC Kaiserslautern spaltet die deutsche Fußball-Nation. "Das ist eine Tatsache. Das können wir nicht wegdiskutieren. Es werden zwei spezielle Spiele, auch wegen der räumlichen Nähe zwischen den beiden Vereinen und dem Duell zwischen Tradition und Emporkömmling", sagte FCK-Vorstandschef Stefan Kuntz vor dem Hinspiel an diesem Donnerstag (20.30 Uhr/ARD und in unserem Live-Ticker) in Sinsheim.
Eine Umfrage ergab, dass die Mehrheit dem Zweitligisten aus der Pfalz die Daumen für den großen Coup gegen die Neureichen aus dem Kraichgau drückt. Dass der FCK noch keinen Sieg gegen Hoffenheim zu verzeichnen hat, ist zusätzlicher Ansporn. Doch 1899-Coach Markus Gisdol hat auch Sympathien für die Hoffenheimer ausgemacht. "Durch die Dinge, die wir hier auf den Weg gebracht haben, ist es uns gelungen, ein paar Sympathiepunkte zurückzugewinnen. Diese zwei Spiele können dazu beitragen, dass wir noch mehr Fans auf unsere Seite ziehen", erklärte Gisdol.
Kaiserslautern als Inbgeriff ehrlicher Arbeit
Die Roten Teufel waren seit der Ära Fritz Walter der Inbegriff für ehrliche Arbeit auf dem Rasen. Diese Tradition haben die Nachfahren des "Großen Fritz" in die Neuzeit gerettet. In Hoffenheim jagten junge Männer zwar schon elf Monate vor der FCK-Vereinsgründung am 2. Juni 1900 dem runden Leder hinterher. Nachhaltiges entwickelte sich aber nicht. Erst das Mäzenatentum des SAP-Gründers Dietmar Hopp weckte den Dorfverein auf dem Dornröschenschlaf und führte ihn 2008 in die Bundesliga.
Dort gab es gegen den Milliardär häufig Schmähungen, die auch das Klima zwischen den Südwest-Kontrahenten vergifteten. "Es ist eine Rivalität da zwischen beiden Clubs. Das wollen wir ausblenden. Die Leute stehen hinter uns. Sie sind hier total aus dem Häuschen und wollen uns nach vorne peitschen", meinte Gisdol. Er appellierte zugleich: "Wir wollen gerne unterstützt werden von unseren Anhängern, aber positiv in unsere Richtung und nicht gegen irgendjemand."
Schulterschluss beim FCK
FCK-Vorstandschef Stefan Kuntz war ebenfalls bemüht, die Stimmung nicht zusätzlich anzuheizen. Er kehrte lieber den Diplomaten heraus. Anrufe und Kurznachrichten unterlägen doch dem Datenschutz, meinte der FCK-Chef. "Die meisten aber waren positiv", verriet der ehemalige Nationalspieler verschmitzt lächelnd.
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Die Duelle mit Hoffenheim führen in der Pfalz zum Schulterschluss von Club und Anhängern, nachdem das Verhältnis in einer Saison mit Höhen und Tiefen bisher recht angespannt war. Kuntz appelliert: "Wir brauchen die Fans im Rücken. Alles andere müssen wir ausblenden, damit wir uns bundesweit positiv repräsentieren können". Mental sieht er beide Teams auf Augenhöhe, sportlich sei der FCK Außenseiter. "Wir müssen wieder das absolute Betzenberg-Feeling herstellen", forderte Kuntz schon mit Blick aufs entscheidende Rückspiel am kommenden Montag.
Denn die Sehnsucht nach der Bundesliga ist in der Pfalz groß. "Da ist die Atmosphäre natürlich cooler und der Hype größer", betonte Kuntz. Trainer Franco Foda hat bei seinem Team die nötige Gier ausgemacht, den letzten Schritt erfolgreich zu gehen. "Alle freuen sich auf das Spiel und sind hungrig. Wir wollen frech und mutig sein und auswärts ein Tor erzielen", formulierte er das Ziel. Doch auch Gisdol sieht seine Mannschaft auf den Punkt topfit: "Wir werden unser Ding durchziehen, egal ob da etwas vom Himmel fällt oder sonst etwas passiert." (dpa)