Balve. Groißeinsatz in Balve: Auf dem Gelände der „Chemie Wocklum“ hat es Donnerstagvormittag gegen 11 Uhr einen Chemieunfall gegeben, bei dem hochtoxische Nitrose-Gase austraten. Verletzt wurde bei dem Unfall niemand. Bei dem Vorfall war ein 1000 Liter-Container mit Kalilauge von einem Gabelstapler gekippt. Dabei war eine Leitung mit Salpetersäure beschädigt worden.
Etwa 750 Liter Kalilauge traten aus, außerdem eine geringe Menge – nach gestrigen Angaben handelte es sich in etwa um zehn Liter – der hochgiftigen Salpetersäure. Diese gelangte auf das Metall einer Metallgitterbox, und es kam zu einer heftigen chemischen Reaktion, bei der hochgiftige Nitrose-Gase freigesetzt wurden.
Nach Angaben von Feuerwehr und Geschäftsleitung hätten alle sichernden Automatismen nach dem Vorfall sofort gegriffen. Das interne Sicherheitskonzept habe sich bestens bewährt, teilte die Geschäftsführung am Nachmittag mit. Die geschulten Fachkräfte vor Ort hätten sehr umsichtig reagiert und mithilfe der installierten Sicherheitseinrichtungen sei ein weiterer Austritt der Säure umgehend gestoppt worden.
Mitarbeiter wurden rechtzeitig in Sicherheit gebracht
Alle Mitarbeiter seien nach dem Vorfall unverletzt evakuiert und das Gebäude verschlossen worden. Eine entstandene Wolke von Nitrose-Gasen wurde nach Angaben der Geschäftsführung in der Produktionshalle eingeschlossen.
Der Unfall hatte einen Großalarm für rund 150 Einsatzkräfte ausgelöst. Die gesamte Feuerwehr der Stadt Balve, aber auch der ABC-Messzug des Märkischen Kreises und damit Wehrleute unter anderem aus Nachrodt-Wiblingwerde, Menden, Werdohl und Plettenberg rückte aus. Einsatzkräfte der Feuerwehren Menden und Lendringsen kamen mit einem Abrollbehälter zur Dekontamination. Neben der Polizei waren außerdem das THW und das DRK Balve sowie Vertreter der Bezirksregierung und der Umweltschutz des Märkischen Kreises an der Gefahrenstelle. Die Leitung des Einsatzes hatte Oliver Prior, vor Ort war auch Kreisbrandmeister Rainer Blumenrath.
Bundesstraße 229 und Bahnstrecke waren dicht
Bei ihrem Einsatz entlüftete die Feuerwehr das betroffene Gebäude über das Dach. Im Gebäude selbst wurden von der Feuerwehr Lüfter positioniert. Über die Lüftung der betroffenen Halle wurden die Gase kontrolliert ausgelassen, wie ein Sprecher der Feuerwehr berichtete. Mit Hilfe der Drehleiter wurden die austretenden gefährlichen Gase mit Wasser niedergeschlagen und gebunden.
Im Gebäude selbst wurden von der Feuerwehr, die die betroffenen Räume mit speziellen Vollschutzanzügen betrat, Messungen zum Gasgehalt in der Luft durchgeführt.
Am Nachmittag war die Halle laut Mitteilung der Feuerwehr frei von Gasen. Messungen in der Umgebung wurden ebenfalls durchgeführt. Die Ergebnisse lagen dabei unterhalb von jeglichen gefährdenden Werten.
Die Bundesstraße 229 war während des Einsatzes gesperrt, ebenfalls die dort verlaufende Bahnstrecke.