Lüdenscheid.

Zwei Onkel von Iptehal A. sitzen in Hagen auf der Anklagebank: Neben einem 51-jährigen finnischen Staatsbürger, dem die Staatsanwaltschaft eine direkte Beteiligung an den tödlichen Schüssen vorwirft, muss sich auch der Vater des bereits zu 14 Jahren Haft verurteilten Cousins der Ermordeten wegen der Planung des Verbrechens verantworten. So soll der 49-Jährige mögliche Tatorte erkundet und den Parkplatz „Sterbecker Siepen“ ausgewählt haben. Da alle Angeklagten schweigen, kommt ihren bei der Polizei gemachten Aussagen und möglichen Widersprüchen eine besondere Bedeutung zu.

Der 49-Jährige wurde mehrfach vernommen und verschwieg anfangs, dass er sich am Tag vor dem Mord in Lüdenscheid aufgehalten hatte. Eine Beamtin berichtete, dass der Angeklagte in der ersten Vernehmung behauptete, er sei am Mord-Wochenende zuhause in Wuppertal gewesen. Konfrontiert mit der Auswertung der Geodaten seines Handys, habe er bei der zweiten Vernehmung zugegeben, in Lüdenscheid gewesen zu sein. Er habe bei einem Autohändler ein Auto kaufen wollen. Dass er dabei auf dem Weg an dem Rastplatz „Sterbecker Siepen“ vorbeigefahren sei, habe er erst später realisiert.

Strittig zwischen den Anwälten und Staatsanwalt Klaus Knierim war, wie normal es ist, nachts zu telefonieren: So führte der 49-Jährige in der Mordnacht mit seinem Sohn mindestens vier Gespräche – das letzte um kurz nach vier Uhr. „Eine ungewöhnliche Gesprächszeit“, befand der Vertreter der Anklage. Hilfreich waren die Vernehmungen in einer weiteren Hinsicht: Mithilfe der Befragten bemühten sie sich um eine Klärung der Familienverhältnisse des Clans, dessen Mitglieder zwischen Helsinki und Damaskus verteilt sind. Das Gericht äußerte Interesse an der Befragung eines weiteren Zeugen, der sich derzeit in Syrien aufhalten soll. Nun soll geklärt werden, ob eine Kontaktaufnahme über das, was von den syrischen Behörden noch übrig ist, möglich ist.

Der Fall: Mit einem Kopfschuss wurde die 20-jährige Iptehal A. am 31. August 2008 auf dem Rastplatz Sterbecker Siepen an der A45 getötet. Im Januar 2010 wurde der Cousin des Opfers wegen gemeinschaftlich begangenen Mordes zu 14 Jahren Haft verurteilt. Nun müssen sich auch zwei Onkel, der Bruder und die Mutter der Frau wegen Mordes verantworten.