Plettenberg.

"Auf ein Neues" - eine Komödie mit einer aktuellen Botschaft. Aus einer vergangenen Kritik von 2011 heißt es: "Es ist niemals zu spät, einen Neuanfang zu wagen, um die Liebe und das Glück zu finden. Aber auch: Jeder von uns hat eine Wahl, wir sind nie durch die Umstände zum Unglück verurteilt."

Catherine (Marion Kracht), alleinerziehende Karrierefrau, Mutter einer pubertierenden 15-jährigen Tochter, ist nicht gut auf die Männerwelt zu sprechen. Sie hat sich dank ihrer Energie und ihres Durchsetzungsvermögens auf der Karriereleiter hoch gearbeitet und eine gut dotierte Arbeit. Auf der Strecke geblieben sind dabei Gefühle und Verständnis für ihre Tochter Sarah (Lene Wink).

Catherine ist der Meinung, Männer seien kindisch, inkonsequent, nur Kinder, die wie Erwachsene angezogen seien. Sie empfiehlt ihrer Tochter, eine Frau zu werden hieße, sich einen Panzer zuzulegen. Man solle die Männer ignorieren, damit sie hinter den Frauen her sind, sie zappeln lassen. Daraufhin die Tochter: "Du verstehst mich nicht. Du bist eine berufstätige, geschiedene Frau ohne Herz und Mitgefühl. Du liebst doch nur dich selbst."

Sie lädt einen Penner zum Weihnachtsessen ein

Dies ist der auslösende Faktor für Catherine. Sie lädt den übel riechenden Penner, den sie gerade noch als widerwärtig aus dem Treppenflur hinaus gescheucht hat, zum Weihnachtsessen ein. Schließlich sei es ja vor allem das Fest des Gebens. Und Catherine kann vieles geben, vor allem Orientierung.

Der Obdachlose Michel (Daniel Morgenroth) hat nach Verlust seiner Arbeit sein Selbstbewusstsein verloren. Catherine plant, aus diesem Verlierer einen Erfolgsmenschen zu machen. Dusche, Friseur, schicker Anzug, dann kann es losgehen mit dem Wiedereingliederungsprozess. Wäre doch gelacht, wenn sie, Catherine, es nicht schaffen würde.

Die energische Frau rechnet jedoch nicht mit der tiefen Verunsicherung von Michel, der sich in der normalen Gesellschaft nichts mehr zutraut und aufgrund dessen die Versuche Catherines untergräbt.

Die wunderbare Darstellung dieser Figuren durch Marion Kracht und Daniel Morgenroth bringt so manche Situationskomik zu Tage. Zwei soziale Schichten, zwei extrem verschiedene Persönlichkeiten. Michel fühlt sich wohl dabei, die beiden Frauen mit seinen Kochkünsten zu verwöhnen. Sein väterliches Verständnis für die Belange Sarahs verbindet die beiden. Michel widersetzt sich aber auch den energischen Motivationsschüben Catherines. "Man glaubt ja, dass einem so etwas selbst nie passieren kann."

Autor Antoine Rault zeigt in seiner Komödie auf satirisch-amüsante Weise den Zusammenhang der Mechanismen sozialen Ab- und Aufstiegs und seelischer Verarmung. Er demonstriert aber auch, dass unerwartete Begegnungen die Chance bringen kann, voneinander und miteinander zu lernen. So verändert nicht nur Michel sich wieder zu einem Mitglied der Gesellschaft, auch Catherine wird durch die völlig gegensätzliche Lebenseinstellung Michels zu ihrer eigenen allmählich verändert. Ein Happy-End und ein Schauspiel zum Lachen, Schmunzeln und Nachdenken, mit viel Applaus belohnt. (na)