Neuenrade. Den Mädchen-Zukunftstag oder auch Girls’ Day genannt nutzten am Donnerstag Mädchen von den weiterführenden Schulen der Region, um sich bei Neuenrader Firmen umzuschauen und Einblicke zu bekommen in die Welt der technischen Berufe.

Die jungen Frauen hatten zum Teil schon recht konkrete Vorstellungen. Mode-Designerin hat Jessica Böning als Berufswunsch, und Marie Tolle liebäugelt damit, in die Politik zu gehen. Doch immerhin, im technischen Bereich zu arbeiten, das können sich die beiden jungen Mädchen nun durchaus vorstellen. Die beiden gehören zu einer zehnköpfigen Truppe von Mädchen der weiterführenden Schulen der Region, die am Donnerstag anlässlich des Girls’ Days bei der E-Holding einen Tag verbrachte.

Sie lernten Auszubildende kennen und erfuhren Einiges über die Anforderungen technischer Berufe. So berichtete Hamid Yilmaz über die Ausbildungsberufe Industriemechaniker und Zerspanungsmechaniker. Danach wurde die Produktion besichtigt, Yilmaz zeigte den Mädchen die Produkte und deren Herstellung mit hochmodernen Maschinen. Verbundstudentin Julia Pohle erarbeitete mit den Mädchen das zuvor Gehörte. Die hatten im Verlauf des Tages auch Einblick in den Beruf des technischen Zeichners bekommen, konnten das Konstruktionsbüro unter die Lupe nehmen und erfuhren von einem Auszubildenden so Einiges über das CAD-Programm.

Frühzeitig Kontakt zu jungen Menschen knüpfen

Wie Annabell Niemand, Sprecherin der Unternehmensgruppe, erläuterte, würden aktuell 30 Auszubildende beschäftigt. Im vergangenen Jahr habe man 15 junge Leute eingestellt. Die Bandbreite an Ausbildungsberufen in der Unternehmensgruppe sei groß und reiche dabei von Verbundstudiengängen über Industriekaufleute bis hin zu Mediengestaltern.

Welche Anforderungen das Unternehmen jeweils stellt, steht in einer Broschüre. Annabell Niemand betonte, dass es den verantwortlichen der Unternehmensgruppe darum gehe, frühzeitig Kontakt zu jungen Menschen zu knüpfen – auch vor dem Hintergrund des erwarteten demografischen Wandels. Doch die Jugendlichen würden auch von ganz allein auf die Unternehmen der E-Holding zukommen. So seien auf der Bom in Werdohl (Berufsorientierungsmesse) auch schon Kontakte geknüpft worden.

Auch Männer als Girls´Day

14 Mädchen und zwei Jungen besuchten die Firma IBG Automation an der Osemundstraße. Die Auszubildenden und Verbundstudenten Keerthanah Manorangan und Damian Frankiewicz erklärten den jungen Besuchern, zunächst, was sie in ihren Berufen machen und auf welche Fähigkeiten es in ihrem Berufsleben ankommt. Keerthanah Manorangan stellte als Betriebswirtschaftsstudentin die Tätigkeiten in der Verwaltung vor. Als angehender Fachmann für Maschinenbau erklärte Damian Frankiewiecz die Arbeiten in der Fertigungshalle der IBG. Beeindruckt zeigten sich die Jugendlichen von einem Roboterarm, der darauf programmiert war, mit präzisen Bewegungen Figuren über ein Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Feld zu bewegen.

Übrigens: Auch junge Männer waren am Donnerstag gefordert: „Es hat schon wieder in die Windel gemacht“, Ilyass Wiesmer blickt vom Wickeltisch auf und sieht hilfesuchend zu Schulsozialarbeiter Thorben Schürmann. „Das erledigt der nächste, du musst es nur noch füttern,“ erklärt Schürmann und blickt auf seine Stoppuhr. Ilyass nimmt die Babypuppe auf seinen Arm, wiegt sie hin und her, gibt ihr das Fläschchen.

Hausarbeiten für Männer

Der Elfjährige liegt gut in der Zeit. Umut Esentürk kämpft noch mit der Vorbereitung seiner Aufgabe, dem Bodenwischen. Aber es tauchen erste Schwierigkeiten auf, der Mob lässt sich nicht so einfach mit dem Wischer verbinden. „Das passt nicht zusammen“, wundert sich der Zehnjährige. Erst nach einigen weiteren Handgriffen geht es los, ein Haufen Blumenerde muss aufgewischt werden.

Das Chaos ist gewollt. Schürmann hat für die Jungen der Gemeinschaftsschule einen Haushaltsparcour entworfen, den die Schüler bewältigen müssen. Fünf Minuten hat jeder Schüler für eine Station Zeit. „Wir spielen hier bewusst mit Klischees“, sagt der Sozialarbeiter. Er hat typische Haushaltsarbeiten zusammengestellt und nutzt den Wettbewerbsgedanken der Jungen, die sich in den Arbeiten nach Zeit unterbieten wollen. Der Sozialarbeiter spielt mit den Vorurteilen der Schüler – in Vorbesprechungen hatten sie zunächst besprochen, ob es noch typische Männer- oder Frauenberufe gibt.

Girls´Day - ein Erfolgsmodell

Als Hausarbeiten eher den Frauen zugeordnet wurden, entschied er sich für das Projekt, in dem auch die Jungen beweisen können, dass sie diese Arbeiten beherrschen. Durch den Wettbewerb sollten Motivation und Spaß an den Arbeiten gestärkt werden. Die acht Jungen hatten aus verschiedenen Gründen keine Plätze für den Boys’ Day und Girls’ Day gefunden.

So auch die acht Mädchen, die Lehrerin Birgit Miklis betreut. Stolz präsentieren die Mädchen zwischen elf und zwölf Jahren Holzblöcke, die sie eigenhändig aus einem Balken gesägt haben. Danach schlagen sie Nägel in ihre Holzblöcke, um mit den Nagelköpfen Symbole zu formen. Nach zwei Stunden Technik-Unterricht warten noch weitere als Jungendisziplinen geltende Bereiche wie Physik und Mathe.

„Wir sind sehr zufrieden mit der Beteiligung am Boys’- und Girls’ Day“, sagt Miklis. Die Schüler, die keinen Platz gefunden haben, entsprächen gemessen an der Gesamtzahl der Schüler gerade einmal zehn Prozent.