Dorsten. . Die Kunst des Holländers war fast vergessen. Ein Sammler aus Borken hilft, ihn wieder zu entdecken
Vermutlich werden Kinder die Drucke und Zeichnungen von Samuel Jessurun de Mesquita lieben: Schräge Fratzen, verschmitzt grinsende Ganoven, klare Linien inspirieren zum Nachmalen. Ab Sonntag und bis 30. Juni zeigt das Jüdische Museum 90 Werke des holländischen Künstlers, allesamt aus Privatbesitz des Borkener Sammlers Christian Ortwin Wolters, in einer aufregend sehenswerten Ausstellung.
Museumsmann Thomas Ridder kennt Wolters privat und kennt auch die Bilder schon länger: Sie hängen überall im Wohnhaus des Unternehmers. Einfach so. Wolters lacht. 1980 ist er auf Mesquitas Arbeiten gestoßen. Ein Schulfreund – Sohn eines Kunsthändlers – hatte einen Bestand. „Ich war überrascht, wie wenig ich von Mesquita kannte“, sagt Wolters. Seitdem sammelt er besessen und fast nur noch die Arbeiten des lange vergessenen Künstlers.
Mesquita, geboren 1868 in Amsterdam, Jude mit spanisch-portugiesischen Wurzeln, war vor dem zweiten Weltkrieg recht bekannt als Zeichner, Drucker und Grafiker. Ein Künstler, der auch Tapeten und Stoffe entwarf, Lehrer und väterlicher Freund des berühmten Grafikers M.C. Escher. Dass der Alte den Jungen inspirierte, ist den Bildern in der Ausstellung anzusehen. Und Escher war es, der etliche Werke rettete, als die Nazis Mesquita 1944 verschleppten, in Ausschwitz ermordeten, sein Atelier und seine Kunst in den Dreck trampelten.
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Zwei Bilderwelten prägen Mesquitas Kunst: Da sind zum einen die Drucke nach Holzschnitten, penibel gearbeitet, die Motive verblüffend klar, aufregend einfach, reduziert oft auf wenige Linien mit viel Ausdruckskraft. „Schauen Sie hier, der Elefant, die faltige Haut. Da können Sie anfassen und haben Sand in der Hand“, schwärmt Wolters.
Eine Anekdote: Seinem Schüler hat Mesquita mal gesagt, nie dürfe er ein Zebra machen, „ein Zebra ist ein lebendiger Holzschnitt.“ Als Escher die Bilder seines Lehrers rettete, fand er – ein Zebrabild. Es hängt in der Ausstellung.
Zum anderen gilt es die gezeichneten Fantasiewelten zu entdecken, schräge Figuren, Tag- und Nachtwelten in einem Bild, rätselhafte Szenen. Es macht großen Spaß, in diesen Bildern zu lesen. Sich Geschichten auszudenken, die sie erzählen könnten. Das ist erlaubt. Mesquita hat keinem seiner Werke einen Namen gegeben. Was die Menschen hinein interpretiert haben, war ihm schlicht egal, erzählt Wolters.