Schalksmühle.

Diesen Start in den Urlaub wird ein Ehepaar aus Dülmen vermutlich nie vergessen: Am 31. August machte es sich mit seinem Wohnmobil auf den Weg nach Süden. Nach einer Stunde war gegen acht Uhr morgens ein kleiner Zwischenhalt auf dem Rastplatz Sterbecker Siepen fällig.

„Mein Mann kam reingerannt und sagte: ,Da ist etwas passiert, ich muss die Polizei rufen. Da liegt ein totes Mädchen im Gebüsch’“, erzählte die 52-jährige Zeugin gestern im Schwurgerichtssaal des Landgerichts. Sie hatte die Leiche nur von fern gesehen und musste auch im Gerichtssaal nicht die Fotos der Getöteten anschauen. Ihr Mann war aus härterem Holz geschnitzt: „Ich war 30 Jahre Soldat bei Auslandseinsätzen. Ich weiß, wie Leichen aussehen.“ Auf den ersten Blick habe er eine auf dem Rücken schlafende Person vermutet. „Es wurde aber sehr schnell klar, dass es mehr war als ein einfacher Schlaf.“

Beweisprogramm wurde auf ein Minimum beschränkt

Vor allem wegen des (natürlichen) Todes des Großvaters der Getöteten und damit des Vaters der angeklagten Mutter von Iptehal A. wurde das Beweisprogramm gestern auf ein Minimum beschränkt. Die Anwälte trugen Erklärungen vor, in denen sie die vorangegangenen Zeugenaussagen zum Verhältnis des Opfers zu seiner Mutter im Sinne ihrer Mandanten deuteten. Es habe keine Berichte über einen totalen Kontaktabbruch des Opfers gegenüber seiner Familie gegeben, betonten sie. Im Gegenteil sei Iptehal A. auch aus dem Frauenhaus heraus immer wieder zu ihrer Familie gefahren. Zudem seien die Unterschiede im Lebensstil zwischen der Getöteten und ihren Schwestern nicht so gravierend, dass die Andersartigkeit des Opfers einen Grund zur Tötung hätte liefern können.

Der Fall: Mit einem Kopfschuss wurde die 20-jährige Iptehal A. am 31. August 2008 auf dem Rastplatz Sterbecker Siepen an der A45 getötet. Im Januar 2010 wurde der Cousin des Opfers wegen gemeinschaftlich begangenen Mordes zu 14 Jahren Haft verurteilt. Nun müssen sich auch zwei Onkel, der Bruder und die Mutter der Frau wegen Mordes verantworten.