Altendorf-Ulfkotte. . Die Sicht der Planer: Das Dorf kann wachsen. Aber nur noch auf der Freifläche zwischen Erdbach und Gräwingheide, sagt Planungsamtsleiter Marc Lohmann. Eigentümer sollen sich auf ein Konzept einigen. Stadtbaurat Holger Lohse lobt den Zusammenhalt und das Bürgerengagement in Altendorf-Ulfkotte.

An seinen ersten Besuch in Altdorf-Ulfkotte erinnert sich Marc Lohmann noch genau. „Ich hatte ein altes Dorf erwartet, wie der Name vermuten lässt – aber es nicht vorgefunden.“ Mit der WAZ sprach der Planungsamtsleiter über die Entwicklung des Ortsteils.

Was kennzeichnet Altendorf-Ulfkotte?

Lohmann: Der geschlossene Siedlungsbereich auf der einen, der große ländliche Bereich auf der anderen Seite – ich begreife aber beide als Einheit. Auch die Nähe zu Gelsenkirchen, die für die Versorung eine Rolle spielt.

Einkaufen ist ein Stichwort – auch eine schwieriges Thema?

Ja, Nahversorgung ist ein Riesenthema. Es ist kein planerischer Mangel, die Bevölkerung reicht einfach nicht aus für einen Markt. Aber die Hoffnung geben wir nicht auf. Deshalb haben wir, entgegen der Praxis an fast allen anderen Stellen in der Stadt, im Gewerbegebiet an der Altendorfer Straße auch eine Fläche für den Handel geöffnet – da wird es keine Veränderungssperre geben. Vielleicht kann ja dort das Dorv-Konzept wie in Barkenberg ein Thema werden.

Stadtplaner Marc Lohmann
Stadtplaner Marc Lohmann © WAZ FotoPool

Wann kommt ein neues Baugebiet?

Die Fläche zwischen Erdbach und Gräwingheide ist seit Anfang der 1990er Jahre ein Thema, da gab’s dort noch den Gartenbaubetrieb Erwig. Dann ist zunächst im Süden gebaut worden. Seither geht’s immer zwei Schritte nach vor und einen zurück. Nach wie vor gibt es Abstimmungsbedarf mit den Eigentümern. Die Beteiligung an der Erschließung ist eine offene Frage, Bergschäden bleiben ein Thema.

Wie geht’s nun weiter?

Wir würden gern die Entwicklung für den Ortsteil anstoßen. Es gibt verschiedene Optionen, die wir durchgespielt haben. Wenn wir unsere Instrumente nutzen, kommen wir irgendwann in eine Erschließungsverpflichtung. Deshalb sollte sich besser ein Privater engagieren. Es gibt einen Fachplaner, der sich Flächen gesichert hat. Aber die Einigung über ein planerisches Konzept steht immer noch aus.

Sind weitere Bauflächen ein Thema, etwa zur Sicherung des Nachwuchses für die Schule?

Ich gehe davon aus, dass der Ort nicht weiter wächst. Dafür wird es keine Ausweisung im Regionalplan geben. Was die Kinderzahl angeht: Auch Altendorf wird einen Generationswechsel erleben. Aber wir machen keine Siedlungsentwicklung, um Infrastruktur zu retten – sonst kämen wir an vielen anderen Stellen in Argumentationsnot.

Die Steinkohle-Förderung unter Altendorf und ihre Folgen waren das beherrschende Thema für den Ort in den vergangenen 15 Jahren. Der Abbau durch das Bergwerk Lippe sorgte für Senkungen um mehrere Meter und Schäden an Gebäuden und Infrastruktur. Mit der Hürfeld-Halde bleibt ein sichtbares Zeichen. Auch darüber sprachen wir mit Stadtbaurat Holger Lohse.

Der Bergbau ging, die Folgen blieben.

Stadtbaurat Holger Lohse.
Stadtbaurat Holger Lohse. © WAZ FotoPool

Holger Lohse: Ja, das war sehr einschneidend und schwer zu verstehen, warum das noch sein musste. Viel ist anschließend saniert worden, Straßen- und Kanalbau haben dazu geführt, dass die Bürger über Jahre viel ertragen mussten.

Ist der Kampf um den Erdbach schwer verständlich?

Es ist wohl auch eine emotionale Frage. Er wird künftig gepumpt und deshalb im Mittellauf weiter fließen. Im Moment ist da nicht mehr als ein Graben, die künftige Gestaltung gehört auch in die Diskussion um die Gestaltung des Neubaugebietes.

Aber das dokumentiert auch Engagement für den Ort.

Das ist in Altendorf sehr ausgeprägt. Da übernehmen Bürger Patenschaften für Grünanlagen, machen sich Gedanken über die Gestaltung eines kleinen Parks, das sind sehr schöne Bemühungen.

Und die Hürfeld-Halde?

Sie ist im Moment noch eine visuelle Beeinträchtigung. Bis 2018 will die RAG dort noch Berge der Schachtanlage Prosper schütten. Die endgültige Form des Landschaftsbauwerks werden wir zeitnah mit dem Unternehmen diskutieren. Da geht es nicht nur um Fragen der Gestaltung, sondern auch der Nutzung. Sanfte Dinge für Natur und Freizeit sind dort denkbar. Ich glaube, das kann eine Chance für den Ortsteil sein.