Lüdenscheid.
Wer geglaubt hatte, das Thema Windkraft in Lüdenscheid sei mit der kürzlichen Ablehnung von Windparks erledigt, sah sich im Irrtum: Hubertus Moos und Uwe Haring, Projektentwickler des heimischen Stromversorgers Enervie AG, stellten der Politik im Planungs- und Umweltausschuss fünf mögliche Standorte für Windräder vor. Bis Ende Juni soll dort untersucht werden, ob die Anlagen etwa Vögel oder Fledermäuse gefährden könnten.
Angesichts des Neins von Experten und Politikern zu zusammenhängenden Windparks sehen sich die Enervie-Planer zwar wie der BVB gegen den FC Malaga kurz vor dem Abpfiff mit 1:2 im Rückstand, „aber das Ergebnis ist ja bekannt“, sagte Dortmund-Fan Uwe Haring.
Ins Projektrisiko eines ungewissen Ausgangs will Enervie nun mit Grobanalysen in folgenden Bereichen gehen, die überwiegend an Waldrändern und Stadtgrenzen liegen: Im Bereich Altena/Großendrescheid könne eine kleine Einzelanlage stehen. In Oberhunscheid wäre eine mittelgroße, zwischen Lüdenscheid und Kierspe am Kälberberg sogar fünf mittelgroße Windräder in einer Parksituation denkbar. Bei Wenninghausen könnten drei mittlere Räder „in parkähnlicher Situation mit gemeinsamer Infrastruktur“ stehen. An der Versetalsperre schließlich geht es um ein mittleres bis großes Einzelrad, das eine Gesamthöhe bis zu 190 Metern aufweisen kann – neun Mal so hoch wie dieses Rathaus“, wie Rüdiger Wilde (CDU) anmerkte.
Es gibt Nachholbedarf
Die Enervie gehe ergebnisoffen ins Spiel, betonten die Projektentwickler. „Wir schicken erstmal Biologen aufs Feld, die mögliche Konflikte zwischen Windkraft und Naturschutz untersuchen“, sagte Moos. Die Ausschlusskriterien sind bekannt: Für Rotmilan und Schwarzstorch, die streng artengeschützt sind, stellen Windräder durch Vogelschlag Todesfallen dar. Geprüft würden aber auch die Topographie oder die Distanz zu Ansiedlungen.
Der Zeitplan sieht vor, dass unbedenkliche Standorte bis zum Jahresende technisch geprüft werden: Gibt es dort genug Wind für den wirtschaftlichen Betrieb? Wie sieht die Lärmbelastung aus, wie stark ist der Schattenwurf? Geht auch dies positiv aus, könnte das Genehmigungsverfahren beginnen, „doch davon sind wir noch weit entfernt“, sagte Hubertus Moos. „Die Bauwelle“ würde erst 2015 über Lüdenscheid schwappen, wobei zu einigen Standorten auch eine Zusammenarbeit mit den Nachbarstädten sinnvoll wäre.
Die Politiker nahmen das Ansinnen überwiegend freundlich auf. Stefan Hoffmann (SPD) sagte: „Ich ermuntere Sie ausdrücklich. In Lüdenscheid gibt es Nachholbedarf, was Windenergie betrifft.“ Andere Ausschussmitglieder verwiesen auf vorliegende Untersuchungen zu Artenvorkommen, die einbezogen werden könnten.