Dorsten/Essen. . Nach der Erkrankung eines Richters rollt eine andere Essener Strafkammer das Verfahren gegen Hitos J., den mutmaßlichen Boss der Dorsten-Connection neu auf. Bislang hat es noch keine Geständnisse der Angeklagten gegeben, die im großen Stil mit Drogen gehandelt haben sollen.

Neustart. Der Drogenprozess vor dem Landgericht Essen gegen die Dorstener Hitos J. (44) und Manuel B. (27) sowie vier Mitangeklagte aus Spanien und Kolumbien nimmt einen zweiten Anlauf. Weil ein Berufsrichter der VII. Strafkammer, die seit dem 21. Dezember an acht Tagen verhandelt hatte, Ende März ernsthaft erkrankte, rollt seit Montag die V. Strafkammer den Fall neu auf.

Die gesetzlichen Vorschriften sorgen dafür, dass vieles wiederholt werden muss. Schließlich kennen die Berufsrichter und die Schöffen das Verfahren noch nicht. So nimmt Richterin Luise Nünning erst einmal die Personalien auf, bevor Staatsanwalt Peter Gehring zum zweiten Mal die 27 Seiten lange Anklage vorliest. Hitos J. und den Mitangeklagten wirft er vor, rund 40 Kilo Haschisch und 30 Kilo Heroin von Spanien nach Dorsten geschmuggelt zu haben.

Noch keine Geständnisse

Dabei soll der Hauptangeklagte, der mit seinen Eltern als Vierjähriger von Südspanien nach Dorsten kam, seine Kontakte in die Heimat und nach Kolumbien genutzt haben. Beim Kokaingeschäft fiel Hitos J. allerdings auf verdeckte Ermittler herein. In einer filmreifen Aktion schlug die Polizei am 21. Juni 2012 auf einer Raststätte in Wesel und in Den Haag zeitgleich zu. Seitdem sitzen die Angeklagten in U-Haft.

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Zur Sache äußern sich die Angeklagten am Montag nicht. Im Grunde sind sie geständig, zeigte das erste Verfahren. Zunächst führen die Juristen Rechtsgespräche im Beratungszimmer. Etwa neun Jahre Haft wird Hitos J. bei neuem Geständnis zu erwarten haben. Bei ihm und den Mitangeklagten geht es bei der Absprache vor allem darum, ob sie schon nach der Hälfte der Strafe abgeschoben werden.

Vorbestraft wegen Drogenhandel

Im Prozess steht erst der Lebenslauf an. Die im kolumbianischen Cali geborene Ortigoza N. (44) ist Großmutter, wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf und lernte keinen Beruf. Seit 14 Jahren lebt sie in Spanien, verdiente mit Maniküre ihr Geld, sagt sie. Sie weint, als sie gefragt wird, wie es in der U-Haft ergehe. Mühsam hält sie Kontakt zu Töchtern und Mutter.

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Hitos J. gibt sich lockerer. Erzählt von seinem wechselhaften Berufsleben. Als Berg- und Maschinenmann hat er mal zwei, drei Jahre auf Fürst Leopold gearbeitet, später auch bei Stewing. Vorbestraft ist er wegen Drogenhandel, hat in Frankreich gesessen. Heiterkeit erntet Staatsanwalt Gehring, als Hitos J. im Plauderton berichtet, dass sein in Dorsten geborener Bruder 2004 wieder nach Spanien zog, um dort zu arbeiten. Gehring korrigiert: „Sagen Sie ruhig, dass es in Deutschland einen offenen Haftbefehl gab und er sich abgesetzt hat.“ Im aktuellen Verfahren wird gegen den in Spanien lebenden Bruder auch ermittelt.