Nachrodt-Wiblingwerde.
Gemerkt haben es nur die Stammkunden, dass die Dinge im Gartenhallenbad seit vergangener Woche anders laufen. Einige vermissten einen Mitarbeiter im Kassenhäuschen, andere fragten nach dem derzeit nicht stattfindenden Kursangebot. Und Bürger wie Familie Ruckhaber, die gerade erst neu zugezogen sind, haben vom Bangen um die Institution gar nichts mitbekommen und freuten sich einfach, vor der Haustür schwimmen gehen zu können.
Stammschwimmer wie zum Beispiel Gudrun Gruß sind erleichtert: „Ich bin so froh, dass wir hier weiter unsere Freizeit verbringen können.“ Oft holt sie die Kinder einer befreundeten Familie, Alexandra und Anastasia, in Altena ab und genießt mit den Mädels ausgelassene Stunden im Wasser. Die Zwillingsmädchen könnten natürlich auch zur Not ins Dahler Hallenbad gehen. „Aber das Gartenhallenbad ist schöner. Und es hat eine Treppe, die es gehbehinderten Menschen weitaus leichter macht, ins Wasser zu kommen. Das weiß meine Tochter sehr zu schätzen, sagt Gruß.“
Janina Jochheim, Rettungsschwimmerin bei der DLRG, hat an diesem Samstag die Badeaufsicht. „Wie lange geht der Warmbadetag noch?”, richtet Gudrun Gruß das Wort an sie. „Bis Ende April.” Gudrun Gruß will zusehen, noch einen der Donnerstage mitzunehmen. Aufbruch. Alexandra und Anastasia und ihre Freundinnen Feza und Vanessa haben sich beim Ballspielen ausgetobt.
„Gut, dass es so etwas hier gibt“
Familie Ruckhaber ist noch mittendrin. „Wir sind zum ersten Mal hier, gerade erst nach Nachrodt gezogen”, erklärt Waldemar Ruckhaber. „Schönes Bad, wir kommen bestimmt wieder“, findet die Familie. Dass bis vor wenigen Tagen überhaupt nicht klar war, ob das Becken erhalten werden kann, haben die Neubürger nicht verfolgen können. „Gut, dass es so etwas hier gibt“, sagen sie.
Jeder Kunde zählt in diesen Tagen. Dienstag waren es 32, Mittwoch 23, Freitag 26. Am Warmbadetag Donnerstag kamen 71. „Der war schon immer beliebt wegen der höheren Wassertemperatur und der langen Öffnungszeiten“, weiß Janina Jochheim, die seit 2009 die Wochenend-Badeaufsicht mitbetreut.
Sie selbst bereitete sich mit der DLRG viele Jahre vor Ort auf Wettkämpfe vor. Wie dieser Trainingsbetrieb aufrecht erhalten werden kann, wird gerade verhandelt. Auch über die Zukunft der Kursangebote laufen Gespräche. Samstags ließen sich Kinder bis vor kurzem in den Seeräuber- und Piratenkursen auf das Abenteuer Wasser ein. „Das würde der Förderverein gern wieder anbieten, genauso wie gesundheitsfördernde Angebote wie Gymnastikkurse. Im Moment läuft nur donnerstags von 14 bis 15 Uhr das Seniorenschwimmen”, erklärt Janina Jochheim.
Besucherhöhepunkt noch nicht erreicht
Zu allen anderen Öffnungszeiten, die mit Übernahme durch den Förderverein erweitert wurden, läuft reiner Familienbadebetrieb. Das Kassenhäuschen ist nicht mehr besetzt, ein Zettel verweist auf den Eintrittskartenverkauf bei der Schwimmaufsicht. „Es gibt noch immer Badegäste, die höflich und vor allem lange vorne warten, bis sie sich ins Schwimmmeister-Häuschen begeben”, berichtet Janina Jochheim von den ersten Erfahrungen.
Geschwommen wird übrigens zu neuen Konditionen: Die Familienkarte deckt für zehn Euro Badespaß für zwei Erwachsene und zwei Kinder ab. Wer zehn Einzelkarten kauft, bekommt eine umsonst, bei der Abnahme von 50 Tickets gibt’s zehn gratis oben drauf. Dafür hat die Jahreskarte ausgedient. Es braucht Zeit, den Kunden die Neuerungen zu erklären, doch Janina Jochheim hat den Eindruck, dass sie das neue Konzept mittragen wollen. „Allein schon, um das Bad in der Gemeinde zu erhalten”, glaubt sie, den Grund zu kennen.
Der Besucherhöhepunkt, das weiß sie aus Erfahrung, war in der ersten Woche unter Leitung des Fördervereins noch nicht erreicht. „Es waren noch Ferien, und ein paar Stammschwimmer haben gefehlt.” Unter anderem auch jene, die aus anderen Kommunen anreisen, um in Nachrodt ihre Bahnen zu ziehen. „Das sind gar nicht mal wenige. Die finden unser Bad einfach schön,” berichtet Janina Jochheim.