Auslandskorrespondentin zu Gast in Neuenrade
Wenn die Nachrichten über die Krisenherde im Nahen Osten berichten, dann ist Dr. Antonia Rados als Korrespondentin eigentlich immer als Fach-Journalistin vor Ort. Sachlich, kompetent und unerschrocken kennt man die Österreicherin, die auch mal in einer kugelsicheren Splitterschutweste vor die Kamera tritt, während im Hintergrund Krieg herrscht.
Seit 1990 lädt die Volksbank im Märkischen Kreis einmal im Jahr einen außergewöhnlichen Referenten ein. Dr. Rados hatte das Bankhaus schon seit Jahren verpflichten wollen, Terminüberschneidungen schlossen einen Vortrag in der Hönnestadt bisher aus. Nun hat es geklappt, und Vorstandssprecher Karl-Michael Dommes stellte die Chefreporterin „Ausland“ der RTL-Mediengruppe am Donnerstagabend rund 400 interessierten Gästen vor.
Die Entwicklungen des Nahen Ostens und mögliche Auswirkungen auf Europa sollte Rados beleuchten und sprach in ihrem rund einstündigen Vortrag über die Region, in der 250 Millionen Araber beheimatet sind. „Es sind nur drei bis vier Flugstunden“, verdeutlichte die promovierte Politikwissenschaftlerin, wie nah der Nahe Osten wirklich ist. Es sei zum einen die erdölreichste Region der Welt, zum anderen eine der religiösesten. Ein explosives Gemisch sei es, sagte die Referentin, dass in diesen Ländern komplizierte Verpflechtungen die Situation prägen würden.
Von Militärs regierte Staaten wären von Korruption, einem anti-islamistischen und pro-westlichen Einstellungen gekennzeichnet. Die sehr junge Bevölkerung habe Revolutionen in Gang gebracht, in den neuen Regierungen seien diese Menschen aber nicht vertreten. Islamische Parteien würde die jungen Generationen in den Hintergrund drängen. Armut und Perspektivlosigkeit seien Gründe, die diese Menschen in die Arme religiöser Gruppen treiben.
Rados berichtete, dass die Muslimbruderschaft, 1928 in Ägypten gegründet, ihrer Meinung nach die mächtigste Gruppierung und in fast allen arabischen Ländern vertreten ist. Sie verfügt über eines des besten und mächtigsten Netzwerke der Region und sei hervorragend organisiert.
Zum Abschluss ihres Vortrags ging die Referentin noch auf die Rolle der Türkei und des Iran ein. Diese Staaten, die völlig unterschiedliche Interessen kennzeichnen, werden den Weg der arabischen Welt beeinflussen. Allerdings sei nicht vorhersehbar, wohin die Reise im Nahen Osten geht.