Dorsten. .

Trotz der sozialen Verwerfungen und Probleme, die Zuwanderung von Menschen aus Rumänien in Quartieren wie Duisburg-Hochfeld und der Dortmunder Nordstadt auslösen, wirbt Dr. Ulrich Opfermann für Gelassenheit. „Es ist nicht die erste ‘Zigeunerflut’, vor der gewarnt wird“, sagte der Historiker, engagiert im Kölner Rom e.V., mit Blick auf den 1. Januar 2014 und die aktuelle Diskussion im Jüdischen Museum.

„Von der Armut ins Elend“ habe die Wende von 1989 die Minderheit der Roma in Südosteuropa gestürzt, konstatierte er. „Sie stehen bei der Suche nach Arbeit ganz hinten in der Reihe. Die Verhältnisse haben sich verschlechtert. Es ist ein Armutsproblem, über das man sich nicht wundern muss, wenn man in diesen Ländern den Neoliberalismus einführt.“

Die Ausmaße einer „Armutswanderung“ hält er dennoch für beherrschbar, eine gleichmäßige Verteilung der Migranten vorausgesetzt. Opfermann: „In den 1990er Jahren kam das Zehnfache der Zahl, die nun kommen wird.“ In Köln arbeitet der Rom e.V. an der Integration, betreibt eine Schule für die Kinder, eine Sozialberatung und eine der EU-weit größten Bibliotheken zum Thema Roma.

Die mangelnde Information der Mehrheitsgesellschaft über die ziganen Völker skizzierte der Historiker als Problem: „Was viele zu wissen meinen, ist nicht selten dem Besuch einer Operette geschuldet.“ Dabei gebe es zwischen Finnland und Spanien, England und Bulgarien viele „nicht einheitliche Gruppen mit unterschiedlicher Geschichte und Religion, die ein Herkunftsmythos und die Zugehörigkeit zur Romanes-Sprachgruppe verbinde.“ Jahrhunderte überdauert haben aber die Zuschreibungen von außen: Nomadismus, Parasitismus und kollektive Musikalität. „Sie gelten als kaum veränderliche Eigenschaften.“

Diskriminierung, Marginalisierung und Verfolgung beschreibt Opfermann als „jahrhundertelange Erfahrung“ der Minderheit. Lange vor 1933 habe der „Antiziganismus“ die Diskussion in Gesellschaft und Verwaltung beherrscht. Rund 200 000 europäische Roma wurden im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Eine juristische Aufarbeitung habe nach Kriegsende „so gut wie gar nicht“ stattgefunden, konstatiert der Historiker.