Altena.

Kurz nach ihrem ersten Schrei sollen Babys in Äthiopien in ein Deckchen aus dem ehemaligen Strick-Graffiti an der Mittleren Brücke gewickelt werden. Die Frauenunion wird es in Kürze abnehmen, gründlich waschen und einzelne Elemente unterfüttern und umsäumen.

Walter Kayser von der Mission am Nil war am Samstag in der Burg Holtzbrinck zu Gast, um über die Geburtsstation am Walga-Gesundheitszentrum zu berichten. Genau dort wird das Strick-Graffiti Verwendung finden. Die kleinen Körper der jüngsten Erdenbürger müssen in Äthiopien enorme Temperaturschwankungen aushalten. 48 Grad Celsius am Tag, zehn in der Nacht – da sind die Mütter dankbar für die Baby-Erstausstattung, die sie nach der Geburt bekommen. Neben der Wolldecke gibt es ein Mützchen und ein paar Socken für die Kleinen. Neben den CDU-Frauen aus Altena und Nachrodt-Wiblingwerde stricken weitere Handarbeiterinnen für die Familien. „Die Erstausstattung dürfen die Familien mit nach Hause nehmen. Deshalb brauchen wir immer Nachschub”, erklärte Walter Kayser.

Einige Sets sind bereits fertig gestrickt aus privaten Wollbeständen und übriggebliebenen Knäulen. Walter Kayser nimmt sie heute mit an Board, denn er besteigt ein Flugzeug nach Addis Abeba, um von dort aus ins Walga-Gesundheitszentrum weiterzureisen. Hilfe zur Selbsthilfe hat sich die Mission am Nil auf die Fahne geschrieben. Nicht nur schwangere Frauen kurz vor der Niederkunft suchen das Haus auf, sondern jeder Bürger mit einem medizinischen Problem ist hier willkommen. Herkunft und Religion spielen keine Rolle. „Wir sind zwar Christen, aber wir missionieren die Patienten nur dann, wenn sie uns fragen, warum wir helfen”, erklärte Walter Kayser den fleißigen Strickerinnen. Auch Woll-Spender Thomas Selter und MdL Thorsten Schick lauschten den Ausführungen Kaysers gespannt. Die Mission am Nil kämpft an mehreren Baustellen. So hat sie eine Wohngruppe für blinde Mädchen im Alter von 13 bis 17 Jahren eingerichtet. Die Jugendlichen werden zu Blindenlehrerinnen ausgebildet und bekommen so eine berufliche Alternative zum Betteln angeboten.

Auch Landwirte profitieren vom Wissen der Schweizer Mission und lernen im Nonno-Landwirtschaftsprojekt, wie Felder effektiv bewirtschaftet und wie Nahrungsmittel auf einem qualitativ hohen Niveau angebaut werden. Das Schulungszentrum bekommt aktuell eine neue Photovoltaik-Anlage. Über gesunde Ernährung werden schließlich auch wieder die Patienten im Walga unterrichtet. Nicht der Mangel an Lebensmitteln sei ein großes Problem, sondern Mangelernährung durch falsche Nährstoffzufuhr, erklärte Kayser. Manche Mutter müsse erst lernen, ihr Kind richtig zu versorgen und erfahren, wann die wichtigen Impfungen anstehen.

Nach seiner in dieser Woche beginnenden Äthiopien-Reise kehrt Kayser im Herbst zurück. Bis dahin hoffen die CDU-Frauen, den Schal an der Mittleren Brücke umgestrickt zu haben, um Decken mitgeben zu können. Unterstützung in Form von Wollspenden ist bereits erfolgt und weiterhin willkommen. Auch Strickerinnen und Stricker dürfen weiterhin zu Nadeln und Wolle greifen. Gudrun Hein koordiniert die Aktion und ist erreichbar unter Tel. 51733. Hein war es auch, die stets zur Mittleren Brücke zurück gekehrt ist und Schäden am Werk ausgebessert hat. Insgesamt hielten sich die Vandalismusschäden in Grenzen. „Dieses Kunstwerk hat eine bemerkenswerte Friedlichkeit ausgestrahlt”, fand Selter.