Plettenberg.

Deutliche Worte bezüglich der Arbeit im Sängerkreis und der Präsentation der Gesangsvereine im Allgemeinen brachten Kreisvorsitzender Thorsten Potthoff und Kreischorleiter Thomas Weidebach auf der Jahreshauptversammlung des Sängerkreises Lüdenscheid auf den Tisch.

Angesichts des deutlichen Mitgliederrückgangs über Jahrzehnte seien alternative Maßnahmen notwendig. Potthoff: "Als Vorsitzender verabschiede ich mich mehr von tollen und engagierten Sängern, als dass ich neue motivierte Sänger begrüßen darf. Das schmerzt. Schön ist, dass sich auch heute noch Chöre neu gründen wie der Frauenchor FemmeVokal."

Tradition mit neuen Ideen verbinden

Im Bürgerhaus Bremcke wertete Potthoff die Frage aus, was denn das Positive am Chorleben sei. Bekannte Argumente: Weil ein Chor eine tolle Gemeinschaft ist, die Stärke zeigt, Singen Spaß macht und gesund hält, es im Chor soziale Bindung gibt, die Entwicklung und Tätigkeit des Gehirns fördert, Singen ein Grundbedürfnis ist, was auch andere Gemeinschaften für sich entdeckt haben. Als Beispiel führte der Kreisvorsitzende die Fan-Gesänge in den Stadien an.

Die Aufgabe des Sängerkreises sei, die Tradition mit neuen Ideen zu verbinden. Das hieße, Angebote der Verbände anzunehmen und umzusetzen. Eine zeitgemäße Chorpräsentation sei unbedingt notwendig. Dabei müsse man auch mal über den Tellerrand schauen. Der Sängerkreis wolle mit den musikalischen Leitern mehr ins Gespräch kommen, das sei oft nicht möglich. Warum gibt es den Sängerkreis und das ehrenamtliche Engagement?

Augenmerk nicht nur auf junge Sänger richten

"Uns liegt die Gemeinschaft am Herzen und wir wollen zusammen die Zukunft gestalten." Dabei rief Potthoff zum Mitmachen auf. "Es muss etwas passieren, damit nicht nach und nach die Chöre kaputt gehen. Wir wollen gute Partner sein."

Zur Präsentation von Chören äußerte sich Kreischorleiter Thomas Weidebach. Die Anwerbung von neuen Sängern müsse anders als bislang vor sich gehen. Neben der Auswahl des Liedguts, eines von vielen Bereichen, sei die Präsentation des Chores überaus wichtig. Dabei stelle das Alter kein Problem dar, da dies ein Zeichen sei, dass auch im Alter gerne und oft gesungen würde. Das habe mit Tradition, Gesundheit und gesellschaftlicher Bindung zu tun.

Die Chöre sollten ihr Augenmerk nicht nur auf sehr junge Sänger legen, sondern auch diejenigen mobilisieren, die früher mal aktiv im Chor gesungen haben. Oftmals warteten diese Personen nur darauf, angesprochen zu werden.

Vorstand und Chorleiter sind gefragt

Weidebach verglich einen Chor mit einem Gebäude, das von außen renoviert werden muss. Ein Chor dürfe sich nach außen nicht abschotten. Eine Maßnahme sei unter anderem das Beratungssingen. Leider sei jetzt diese Veranstaltung mangels Beteiligung abgesagt worden. Dabei sei dies nicht nur für Chöre gedacht, die ein Leistungssingen vor der Brust hätten. Vorstand und Chorleiter seien gefragt, Neuerungen und Änderungen, Einflüsse von außen einströmen zu lassen. Mit Beratungsresistenz und Abblocken würde niemandem geholfen.

Im Austausch mit den Delegierten sprach sich der Vorstand des Sängerkreises über eine Terminverschiebung des Beratungssingens aus, da dieser Termin oftmals zu früh in ihrer Planung läge. Dass es höchste Zeit ist, etwas zu unternehmen, unterstrich Potthoff mit einem Rückblick auf die Bestandsentwicklung der Chöre: Von 1965 mit 100 Chören und 4000 Aktiven verminderte sich der Bestand auf 65 Chöre mit nur 1400 Aktiven. (na)