Rees. . Wer etwas von Logopädie hört, denkt zuerst einmal an Kinder und deren Sprachentwicklung. Doch inzwischen sind es zunehmend Senioren, die eine Therapie in Anspruch nehmen, hat Logopädin Bianca Kullmann beobachtet und sich hier spezialisiert.
Wer etwas von Logopädie hört, denkt zuerst einmal an Kinder und deren Sprachentwicklung. Doch inzwischen sind es zunehmend Senioren, die eine Therapie in Anspruch nehmen, hat Logopädin Bianca Kullmann beobachtet und sich hier spezialisiert.
Patienten mit neurologischen und geriatrischen Störungsbildern nach Schlaganfall, bei Multiple Sklerose, Parkinson, Demenz leiden häufig unter Schluckbeschwerden. Nicht selten kommt es im Verlauf zur Mangelernährung. „Die in vielen Fällen erst spät erkannt wird“, hat die Logopädin beobachtet. Alte Menschen haben einen anderen Mineralienbedarf als gesunde Erwachsene. „Wenn der Vitaminhaushalt nicht ausgeglichen ist, kann das unter anderem zu Gedächtnisstörungen führen“, nennt Kullmann eine Mangelerscheinung. Der Appetit lässt nach, ebenso wie das Durstgefühl. Das hält ältere Menschen davon ab, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. „Medikamente können nicht entsprechend wirken, wenn zu wenig getrunken wird.“
Hier setzt die interdisziplinäre Arbeit der Logopädin an, mit Arzt, Ergo- und Physiotherapeuten oder Ernährungsberaterin ein Team zu bilden. Sie hat zudem die Möglichkeit, Schluckstörungen mittels einer bildgebenden Diagnostik absichern zu lassen, wenn dies zuvor mit dem Arzt besprochen wurde. Eine mögliche Blutuntersuchung gibt Klarheit darüber, ob eine Mangelernährung vorliegt, ob z.B. Vitamine und Mineralstoffe zusätzlich verabreicht werden sollten.
Mineralwasser beimischen
Wenn die Muskulatur nachlässt, die Koordination der am Schluckvorgang beteiligten Muskulatur nicht mehr gegeben ist, eine Beeinträchtigung des Kau- und Schluckvermögens im Bereich der Zähne oder durch Mundtrockenheit vorliegt, dann empfiehlt sich eine Therapie. „Zuerst stehe ich beratend zur Seite“, so Kullmann. Oft ist es hilfreich, etwa bei Demenzkranken, mit den Angehörigen eine Essbiografie zu erstellen.“ So können notwendige Nahrungsmittel mit dem Lieblingsgeschmack angereichert werden. Dann sollten keine Lebensmittel eingesetzt werden, bei denen man sich leicht verschlucken kann: krümelige Kekse, Reis oder Körnerbrot. Aber es gibt auch ein Risiko des Verschluckens beim Trinken. „Ich empfehle gegebenenfalls Mineralwasser mit Saft zu vermischen, einen Shake anzubieten oder Kaffee mit Kaffeesahne anzureichern. Als letzte Instanz besteht die Möglichkeit, Getränke anzudicken, um die Fließgeschwindigkeit zu reduzieren. Es hilft oft, kalte Getränke anzubieten oder heißen Kaffee, anstatt Flüssigkeit mit Zimmertemperatur, da sie im Mundraum eher wahrgenommen werden, den Schluckreflex auslösen.“
Beim ersten Kontakt zum Patienten probiert Bianca Kullmann aus, wie die Muskulatur im Mund und Gesichtsbereich auf Berührung reagiert. Individuell wird dann eine spezielle Schlucktherapie durchgeführt, dazu kommt die Logopädin, auf Anraten des Arztes, auch ins Haus beziehungsweise ins Altenheim. Die Begleitung von Angehörigen oder Pflegepersonen ist ein weiterer Teil dieser Arbeit. So wird z.B. vermittelt wie eine Essensbegleitung stattfinden sollte, oder was im Notfall zu tun ist, falls es zum akuten Verschlucken kommt.
Inzwischen ist die Reeserin dem Netzwerk für Dysphagietherapie angeschlossen.