Plettenberg.
Vor mehr als 220 Jahren schrieb Friedrich Schiller das spannende Geschichtsdrama "Don Karlos". Ein Werk, das sich inhaltlich auf die Jahre 1556 bis 1598 bezieht, in denen König Philipp II. das spanische Königreich führte. Schiller beschreibt den tragischen Kampf zwischen politischer Staatsräson und dem idealistischen Streben nach Freiheit, Gerechtigkeit und Liebe. Ein Stück, dessen Kernaussage um Herrschaftsverhältnisse, Willkür, Intrigen und Zensur auch in der heutigen Zeit noch topaktuell ist.
Es ist ein Stück, das von Konflikten gesellschaftlicher, familiärer, politischer und sozialer Art handelt. Ein Stück um Vertrauen und Verrat. In der Böddinghauser Aula gastierte das Kempf-Theater mit diesem zeitlosen Drama und begeisterte die Besucher der Plettenberger Kunstgemeinde. Mit Herzblut und darstellerischer Überzeugung gaben Manuel Klein (Don Karlos), Julian Weigend (Marquis von Posa), Wolfgang Grindemann (Philipp II.), Sarah-Jane Janson (Elisabeth), Christa Pasch (Prinzessin Eboli), Jörg Reimers (Beichtvater Domingo/Großinquisitor), Matthias Horbelt (Herzog von Alba), Ralf Weikinger (Graf von Lerma), Maya Forster (Mondecar) wieder, wie Möglichkeiten, sich selbst und seine persönlichen Ziele zu verwirklichen, durch gesellschaftliche Vorgaben, Ansichten und Handlungsweisen stark eingeengt als auch ganz und gar unmöglich gemacht werden.
Don Karlos, Sohn König Philipps II., liebt verzweifelt seine Stiefmutter Elisabeth, die ihm früher als Braut versprochen war, jedoch aus politischen Gründen vom König geheiratet wurde. Philipp, ein absolutistischer König, regiert sein katholisches Machtzentrum misstrauisch, ist eifersüchtig auf Sohn und Königin. Karlos vertraut seine Gefühle seinem Freund, dem Marquis von Posa, an, der gerade aus den Spanischen Niederlanden zurückgekehrt ist. Posa, ein leidenschaftlicher Verfechter der Menschheit und Visionär eines gerechten Staates, verfolgt eigene Ziele. Er will Karlos dafür gewinnen, sich an die Spitze der Freiheitsbewegung in Flandern zu setzen, wo Philipp mittels Einsetzung seiner spanischen Armee unter Leitung des Herzogs von Alba jeglichen Anflug von Freiheitsgedanken blutig niederschlagen will.
Doch Karlos, von seinem Vater von den Staatsgeschäften ausgeschlossen, verfängt sich in höfischen Intrigen, verliert sich in der Verzweiflung der aussichtslosen Liebe. Philipp sucht das Gespräch mit Posa, es spitzt sich die politische Auseinandersetzung zu: "Geben Sie Gedankenfreiheit!", fordert Posa von seinem absolutistisch regierenden Gegenüber.
Auf der Bühne prallen die Figuren auf- und gegeneinander, gleich der unterschiedlichen Konfliktsituationen, die hier zusammen kommen. Schwarze Wände, eine Vielzahl von Türen, die auf und zu gehen, der Bühnenaufbau in viele Richtungen beweglich: Symbol für die Undurchsichtigkeit der spanischen Großmacht? Symbol für menschliche Verwicklung und machtvolle Verflechtung?
Aus der Beschreibung des Regisseurs Christoph Brück: Die Handlung endet letztendlich tragisch. Es gibt kein Entrinnen vor den Intrigen der Mächtigen. Kompromisslos wird in eigener Sache gehandelt. Zerstörerisch wird für persönliche und politische Selbstbestimmung gekämpft. Die Figuren resignieren, jubeln, schwelgen, triumphieren, leben, lieben, leiden, und am Ende übergibt der König Frau und Sohn der Inquisition. (na)