Neuenrade.
Am Samstagabend stellten die beiden Vollblutmusiker ihr Können, ihre Leidenschaft und ihr Talent als erstklassige Entertainer eindrucksvoll unter Beweis und unterstrichen mit ihrer außergewöhnlichen Show, dass sie zu den Besten ihres Metiers zu zählen sind.
Klavierkonzerte sind langweilig. David und Götz beweisen das Gegenteil. Klassische Musik ist etwas für die älteren Semester. Auf keinen Fall, wenn David und Götz in die Tasten hauen. Dabei versteht es das „schwarz-weiße“ Duo vorzüglich, sein Publikum mit fetzigen Klängen, Showeinlagen und ansteckendem Humor ebenso zu bezaubern wie mit leisen, nachdenklichen Stücken, die die Seele schweifen lassen.
Seit drei oder vier Jahren würden die beiden hochkarätigen Musiker als David und Götz nun gemeinsam auf der Bühne stehen, stellte Dr. Götz Östlind sich und seinen Mitstreiter vor. In dieser Zeit haben sich die Auftritte entwickelt. „Die aktuelle Eröffnungsnummer ist anstrengender als das komplette alte Programm“, stellte David Harrington, der für seinen 110-prozentigen Einsatz bekannt ist, nach den ersten beiden Stücken und den ersten Schweißperlen auf der Stirn fest.
Zudem gelang es den beiden Show-Men immer wieder, den Bezug zu Neuenrade und seiner Bevölkerung herzustellen. Dass sie im Vorfeld des Konzerts die Originalnoten zu Queens Welthit „Bohemian Rhapsody“ in einem Keller in der Hönnestadt gefunden hatten, war wahrscheinlich gelogen. Aber es schmeichelte dem Publikum und ließ das Eis in Windeseile schmelzen. David und Götz bedienten sich für ihr Programm bei den ganz Großen und in allen Epochen. Komponisten der Klassik steuerten ebenso ihre Notenwerke bei wie Rockbands, Musical-Schreiber oder Komponisten aus dem Bereich Boogie-Woogie. Viele Melodien waren bekannt, übertragen auf zwei Flügel ereilte die Stücke aber eine Wiederbelebung, die von einer unvergleichlichen Ausdrucksstärke geprägt war.
In das erstklassige musikalische Programm hatten David und Götz eine ordentliche Portion Unterhaltung gemischt. Das Musikal My Fair Lady, das David am Stadttheater in Stralsund angeblich auf Sächsisch inszenierte, zählte zweifelsohne zu den besonderen Momenten am Samstagabend – ebenso wie das soziologische Experiment. David und Götz stimmten alte Volkslieder an und waren von der Textsicherheit und der Sangesqualität des Publikums beeindruckt. Der Vorschlag, künftig als David und Götz und die Neuenrader Nachtigallen aufzutreten, war wohl nicht ganz ernst gemeint, spiegelte aber die Leistung des Neuenrader Publikums wieder. „Sind sie ein Chor? Sie sind ja unglaublich“, zollte David dem singenden Auditorium seinen Respekt.
An die Grenzen des Machbaren gingen die Showpianisten dann im zweiten Teil. Die knackige Ouvertüre aus dem Phantom der Oper verlangte David und Götz augenscheinlich alles ab, physisch wie psychisch – wahrlich eine Meisterleistung.