Nachrodt-Wiblingwerde.

Dem Publikum ging es gut, und das blieb auch so an einem Kabarett-Abend unter dem Titel „Alle Zeitfenster auf Kippe“, den der Verein „Kultur-Schock“ organisiert hatte.

Und mit einem Schock begann der Abend: „Zwei freie Plätze in der ersten Reihe? Mein Vertrag gilt nur für ein ausverkauftes Haus.“ Doch natürlich ging der Fritz Eckenga nicht. Was war das für einer an diesem Abend und im Allgemeinen? „Ich bin nicht so ein Westfale wie Sie, aber ein ähnlicher“, hörte das Publikum zu vorgerückter Stunde. „Ich verbüße meine Wohnhaft in Dortmund“, erklärte der Mann am Mikro und schwärmte von den „zehn Minuten bis zum Meer“, das für den eingeweihten Phantasiereisenden am Dortmund-Ems-Kanal beginnt.

Der Weg ins Lennetal war kein Zufall. Als die Stimmung - nicht wirklich, aber unterstellt – in „Erdnähe“ sank, stellte sich Fritz Eckenga die Frage: „Wo bin ich falsch abgebogen?“ „In Nachrodt!“, tönte es nestbeschmutzerisch aus dem Saal. „Nein, hier wollte ich doch hin!“, versicherte der Barde mit Nachdruck. Und getreu der Devise „Eine eigene Meinung ist mit drin im Eintrittspreis“ spielte das Publikum bestens mit, machte Themenvorschläge und war gierig auf die Themen „Papst“ und „Frühling“. Was blieb ihm auch anderes übrig? „Sie waren dafür zuständig, dass das ein schöner Abend wurde“, scherzte der Kabarettist nicht ganz unernst, als er schließlich mit donnerndem Applaus entlassen wurde. Auch sein Beitrag zum Gelingen des Abends war schließlich nicht ganz unbedeutend.

Dabei war Fritz Eckengas Humor immer mal wieder einer der leisen, nachdenklichen Töne. Fast schon entschuldigend warnte er bei den wenigen robusten Schenkelklopfern das Publikum vor sich selbst: „Das ist jetzt hoffentlich nicht das Niveau, auf dem Sie unterhalten werden wollen!“ Und der Barde wunderte sich über hochbezahlte Spezialisten in Brüssel, die Glühbirnen verbieten, geheimnisvolle Sportarten wie die alljährliche „Apothekenrundfahrt durch Frankreich“ und hoffte auf Setzrisse in der „Trockenbaufassade“ Ursula von der Leyens.

Mit vorgerückter Stunde präsentierte sich Fritz Eckenga immer mehr als ein „novemberndes“ Gemüt und kündigte einen „dunklen Strauß letzter Fragen“ an: „Was schönes Erbauliches, Trost, Hoffnung, ein Schüppchen Zuversicht und Spiritualität.“ Da durfte der abgründige Blick in den Spiegel des eigenen Ichs nicht fehlen. Das Orakel von Delphi gab die Richtung vor: „Erkenne dich selbst!“

Die Zugabe blieb tief philosophisch und theologisch: „Erst wenn der Schnee geschmolzen ist, kannst du sehen, wo die Kacke liegt“, zitierte der fußballmanagernde Fritz Eckenga eine tiefe Weisheit Rudi Assauers. Und als ganz wunderbaren Abschluss las der im gleichen Körper steckende Lyriker noch seine großartigen Einsichten darüber, wie Gott einst Westfalen schuf – seine „langsamste Schöpfung“.

Zu berichten bleibt schließlich noch, dass das – gegen allen Anschein - ausverkaufte Haus und der kraftvolle Applaus dem Kabarettisten Mut machten. Und so verkündete er: „Ich komme noch einmal wieder, und es wird ganz hart für Sie. Ich frage dann ab.“ Dieser Auftritt wird am 26. April um 20 Uhr in der „Rastatt“ beginnen.