Norbert Schlagenwerth hilft seinen Kunden wieder auf die Beine und sorgt auch dafür, dass der eine oder andere Spitzensportler schnell wieder zur Höchstleistung fähig ist. Jede Einlage ist ein Unikat

Buntes Innenleben: Ein Spezialcomputer gibt dem Orthopädiemeister Aufschluss darüber, wie die Füße belastet werden. Orthopädiemeister Norbert Schlagenwerth berät Kundin Indra.Fußabdrücke für die Fertigung der passenden Einlagen.
Buntes Innenleben: Ein Spezialcomputer gibt dem Orthopädiemeister Aufschluss darüber, wie die Füße belastet werden. Orthopädiemeister Norbert Schlagenwerth berät Kundin Indra.Fußabdrücke für die Fertigung der passenden Einlagen. © WAZ

Dorsten. Schon seit Wochen schmerzen Indras Füße. Vor allem dann, wenn die 16-Jährige längere Strecken, wie etwa ihren Schulweg zurücklegt, klagt sie über Beschwerden. "Irgendwas stimmt da nicht", dachte sich die Gymnasiastin und folgte dem Rat einer guten Freundin.

Indra bat um einen Termin bei Norbert Schlagenwerth. Der 54-Jährige ist Inhaber eines Orthopädie-Schuhtechnikgeschäftes in Dorsten und sorgte unter anderem dafür, dass auch schon der eine oder andere Spitzensportler schnell wieder auf die Beine kam.

Zunächst will der Orthopädiemeister wissen, an welcher Stelle des Fußes die Schmerzen auftreten. Schon bei der Begutachtung ihres Laufstils ahnt er, wo der Schuh im wahrsten Sinne des Wortes drückt. "Es ist deutlich zu erkennen, dass sie X-Beine hat und die Wirbelsäule verkrümmt ist", erklärt Schlagen-werth.

Anschließend bittet er die junge Patientin in den Untersuchungsraum. Drei Abdrücke sollen Aufschluss geben, welche Art einer Einlage der 16-Jährigen helfen kann. Zuerst bittet der Orthopädiemeister die junge Dame auf den Fußscanner. "Hier erkenne ich, welchen Bereich ihres Fußes sie verstärkt belastet", so Schlagenwerth. "Mit dem handelsüblichen Scanner empfehle ich allerdings keine Nachahmung", sagt der 54-Jährige und lacht.

Es folgt der Blauabdruck, auf dem der Orthopädiemeister Belastungspunkte einzeichnet, nach denen er die Einlagen individuell anpassen wird. Auch der Abdruck aus Trittschaum darf bei der aufwendigen Untersuchung nicht fehlen. Zudem benötigt Schlagenwerth noch einige Angaben der Kundin, etwa ob sie Diabetikerin ist, an Allergien leidet oder einen Fersensporn hat. "Bei Diabetikern dürfen keine Druckstellen entstehen. Sie haben ein verändertes Schmerzempfinden. Es kann sein, dass sie in eine Nadel treten, ohne es zu merken", erklärt der Dorstener.

Die drei Abdrücke sind eindeutig. "Du belastest deinen Fuß innen kaum", sagt Schlagenwerth. Der Orthopädiemeister ist sicher, dass Indras Fußstellung genetisch bedingt ist. "Mama, Papa, Oma, Opa - einer aus der Familie hat mit Sicherheit ähnliche Probleme." Zum Vergleich hält er auf seinem Spezialcomputer das Belastungsbild eines optimalen Fußes neben das der 16-Jährigen. "Oh Mann, das sieht schon anders aus", stellt Indra fest.

"Von der Ferse Richtung Ballen über den Großzeh abrollen, das wäre ideal.", sagt Schlagenwerth. "Du belastest nur den Mittelfuß und drückst dich dann nach außen weg. Mit einer Einlage kriegen wir das aber in den Griff", fährt er fort. Ferner stellt er fest, dass der linke Fuß der 16-Jährigen eine Schuhgröße kleiner und wesentlich breiter ist als der rechte Fuß. Die Diagnose lautet: "Sichelfußform, X-Beine und Wirbelsäulenverkrümmung."

Die biomechanische Laufbandanalyse, die Schlagenwerth nach neuestem Stand der Technik gemeinsam mit dem Dorstener Physiotherapeuten Daniel Schäffler anbietet, ist bei der 16-Jährigen nicht erforderlich.

Schlagenwerth geht in den hinteren Bereich des großzügigen Ladenlokals an der Ursulastraße und nimmt einen Einlagenrohling passender Schuhgröße aus dem Regal. "Diese passen wir nun Indras Bedürfnissen genau an", erklärt der 54-Jährige. Er empfiehlt zunächst weiche Einlagen, um das Fußbett optimal zu stützen und Korrekturen vornehmen zu können. Schlagenwerth legt die Einlage über den Blauabdruck und markiert die notwendigen Stützpunkte.

In der hauseigenen Werkstatt sind seine Mitarbeiter mit der aufwendigen Herstellung der Einlagen beschäftigt. "Jede Einlage ist ein absolutes Unikat", erklärt Antje Gericke, die als Gesellin beim Orthopädie-Schuhtechnik-Betrieb angestellt ist und jetzt ebenfalls dafür sorgen wird, dass Indra künftig wieder möglichst unbeschwert durchs Leben gehen kann.