Lüdenscheid.

Überrascht vom Rücktritt Papst Benedikts wurde auch der heimische Dechant Johannes Broxtermann. Allerdings habe der Papst schon vor zwei Jahren darauf verwiesen, dass ein solcher Schritt kirchenrechtlich möglich sei, erinnerte Broxtermann.

An dem nunmehr scheidenden Papst habe er vor allem die Demut in der Amtsführung bewundert, die Benedikt XVI. letztlich auch mit seinem Rücktritt an den Tag lege: „Sein damit verbundenes Eingeständnis, dass seine Kräfte nicht mehr reichen, stellt das Amt über die Person.“ Dies sei ein Schritt, der in Rom heute zurecht als mutig und klug gelobt werde.

Großer Intellektueller und Theologe

Als Broxtermann 2005 vor der Wahl Benedikts in Rom war, sagten ihm Kellner, sie hofften, dass der Kardinal Ratzinger gewählt werde: „Er sei der einzige, der sich auch nach ihren Familien erkundige“, berichtet der Dechant.

Vor den Menschen habe Benedikt denn auch nie moralisiert, sondern die Liebe Gottes betont. „Auch in seinen Publikationen ist das ein Papst, der Grundfragen des Glaubens bewusst machen will.“ Benedikt werde als großer Intellektueller und Theologe in Erinnerung bleiben, „und als ein bescheidener, ja schüchterner Mensch.“

Auf die mögliche Nachfolge angesprochen, erklärte Broxtermann, er wünsche sich jetzt einen offeneren Papst, der neue Richtungen einschlägt. Denn bei allen Verdiensten Benedikts gebe es auch einen Reformstau.

Stunde der Südhalbkugel

Einen persönlichen Favoriten hat Vatikan-Kenner Broxtermann ebenfalls: Kardinal Luis Antonio Tagle von den Philippinen. Ihn hatte Papst Benedikt 2011 zum Erzbischof von Manila ernannt, im letzten Jahr dann zum Kardinal. „Das ist ein charismatischer Hoffnungsträger, einer, der ein spannender Papst wäre“, sagte der Dechant. Allerdings sei Tagle als Mittfünfziger noch recht jung.

Auch die Italiener hätten gute Kandidaten, doch nach dem Europäer Benedikt darf aus Broxtermanns Sicht gerne ein anderer Kontinent das Oberhaupt der katholischen Kirche stellen: „Vielleicht schlägt ja jetzt die Stunde der Südhalbkugel.“ Speziell in Südamerika gebe es längst größere katholische Gemeinden als im alten Europa.

So wäre es für Broxtermann nur gerecht, wenn etwa Oscar Rodriguez Maradiaga aus Honduras oder auch der Ghanaer Peter Turkson, den man im Bistum Essen gut kenne, vom Konklave gewählt würde. Sie alle stehen für eine Richtung, die laut Broxtermann gefragt ist: „Sie sind besonders nah an den Menschen und ihren Problemen. Ich setze und hoffe jetzt auf die Riege aus dem Süden.“