Dorsten. .
„Das klingt ja hier wie in einem Dom.“ Das Geburtstagskind Ursel Kipp strahlte am Samstag vor Freude, als das erste Ständchen der Concert-Band der Gesamtschule Wulfen in der Dampfmaschinenhalle auf Fürst Leopold verklungen war. Die vielfach engagierte Lehrerin, nur beruflich im Ruhestand, feierte hier mit nahezu hundert Freunden ihren 75. Geburtstag. Es war jedoch mehr ein Kultur-Happening denn ein privates Fest.
Ursel Kipp ist Mitglied im Dorstener Kunstverein, im Dorstener Bergbauverein und bei der überregionalen Chorgruppe „German Silver Singers“, dort war sie kürzlich erst die „Frontfrau“ bei einem Auftritt in der TV-Show „Supertalent“.
„Die eigene Historie erneuern“
Schon bei ihren Kunstkursen für Jugendliche sucht sie den Bezug zur Zeche und zur Bergbaugeschichte Dorstens. Mit dem bekannten Chor war sie zuletzt in Berlin zu Dreharbeiten für eine Fernsehshow. „Zum Geburtstag habe ich mir gewünscht, all dies unter einen Hut zu bringen, mit jung und alt an einem Ort zu feiern, der dafür steht, wie man die eigene Historie erneuern kann“, sagte die energiegeladene Jubilarin.
Das ist ihr gelungen. Zunächst einmal hat sie dafür gesorgt, dass Fürst Leopold in Dorsten wieder ein Stück bekannter geworden ist. Die vielen überregionalen Autokennzeichen zeugten davon. Den Gästen wurde eine Halle von ganz besonderem Charme präsentiert: ein roter Teppich glänzte vor den verstaubten Wänden des alten Industriegebäudes, die großen Maschinen dienten als Kulisse für blitzende Musikinstrumente. Die Anwesenden scharten sich um das Geburtstagskind und erfreuten sich am Programm. Nach den 25 Jugendlichen der Band, geleitet von Thomas Klemme, stimmten die 30 Männer und Frauen der „silbernen“ Chorgruppe ihre Lieder an. For the Love of Music – Aus Liebe zur Musik – hallte es durch den hohen Raum. Chorleiter Volker Buchloh brauchte nicht viele Gesten, alle stimmten ein – Ursel Kipp mittendrin.
Es war eine Uraufführung der Dampfmaschinenhalle als Konzertstätte. „Das ist wie ein Probelauf für das, was wir hier in Zukunft vorhaben“ freute sich Gerd Schute vom Verein für Bergbau- und Sozialgeschichte. Bei „Hey Jude“ von den Beatles wiegten die Gäste Teelichter im Takt der Musik, Ursel Kipp schwang das Tamburin. Unermüdlich fröhlich. „Ich werde 75? Nein ich glaube nicht“ lachte sie aus vollem Hals und rauschte in ihrem Kunstpelzmantel zum nächsten Gratulanten. Der Mantel übrigens übersät mit Minnie-Mäusen mit rosaroten Schleifen im Haar. Nein, Ursel Kipp ist wirklich keine 75.