Dorsten. .

Die neue Ausstellung im Jüdischen Museum hat einen doppelten Titel: „Kriegskinder – Begegnungen heute“. Dr. Norbert Reichling (Vorsitzender des Trägervereins für das Museum) und Thomas Heppener (Direktor des Anne-Frank-Zentrums Berlin) warben bei der Eröffnung am Sonntag vor über hundert Zuhörern dafür, besonders den zweiten Teil ernst zu nehmen und mit Leben zu füllen.

Die Ausstellung erzählt die Schicksale von sieben „Kriegskindern“, erfragt und aufgeschrieben von heutigen Jugendlichen für einen internationalen Wettbewerb des Frank-Zentrums. „Diese Ausstellung ist nicht das Ergebnis kühler Forschung, sondern von Kommunikation“, sagte Reichling am Sonntag. „Ich hoffe, dass sie solche Dialoge nicht nur darstellt, sondern auch neue anregt.“

Ausstellung soll Dialog anregen

99 % der über 1000 Wettbewerbsbeiträge erzählten von Bombennächten und von der Sicht nicht verfolgter, deutscher Kinder auf den Krieg, berichtete Thomas Heppener und fragte: „Kann man solche Geschichten neben die von Anne Frank stellen?“ Als Preisträger ausgewählt wurden schließlich „genau die eine Geschichte, in der Großeltern zum Widerstand gehörten und die eine Geschichte, wo Jugendliche ihren Schulbank-Nachbarn aus dem Kosovo befragt haben.“

Und den ersten Preis gewann Moghim Rahmati, ein Junge aus Afghanistan, der über sich selber schrieb. Heppener: „Kein Video, keine aufwändige Präsentation. Es waren drei Blatt. Handgeschrieben.“ Sie erzählen von einem Jungen, 17 Jahre alt, der 15 davon im Krieg verbracht hat, der Eltern und zwei seiner drei Geschwister verlor, der nach Deutschland kam und im Asylbewerberheim landete, bedroht von Abschiebung.

„Eine Geschichte aus dem Hier und Heute, die politisches Handeln erfordert“, so Heppener. Eine Stiftung hat die Ausbildung des Jungen bezahlt, der irgendwann zurück will nach Afghanistan. „Als guter Mensch, als kluger Kopf und als guter Botschafter für Deutschland.“

Ausdrücklich ermunterten die Redner, auch hier die alten Fotoalben wieder aufzublättern, die Dokumente herauszusuchen, damit die Generation 70 plus den Enkeln erzählen kann von Kindergeschichten, die es heute nicht mehr gibt. Heppener: „Lassen Sie sich inspirieren.“ Reichling: „Ich wünsche mir, dass wir mit dieser Ausstellung einen Stein ins Wasser geworfen haben.“