Essen/Dorsten. . Der Dorstener Drogenboss Hitos J. (44), übernimmt vor dem Essener Landgericht die Verantwortung für den schwunghafen Handel mit Kokain und Marihuana. Aber: V-Männer des Landeskriminalamts, sagt der Chef der Dorsten-Connection, hätten ihn dazu gedrängt.

Nach fünf Prozesstagen hat sich jetzt auch der Hauptangeklagte im Essener Drogenverfahren um die „Dorsten-Connection“ zur Anklage geäußert. Der Dorstener Hitos J. (44) übernahm die Verantwortung für die schwunghaften Kokain- und Marihuanalieferungen, beschuldigte aber auch die vom Landeskriminalamt eingesetzten V-Männer, ihn geradezu gedrängt zu haben.

Ungewöhnlich für ein Drogengeständnis: Hitos J. garnierte seine vom Blatt abgelesene Erklärung mit humoristischen Beiträgen. So hatte er eingangs bemerkt, dass er mit Kokain nichts zu tun haben wollte, er hätte vom Marihuanahandel gut leben können. Als er dann sagte, er habe von Kokain „die Nase voll“, erntete er Lacher.

Sechs Angeklagte müssen sich seit September vor der VII. Strafkammer am Landgericht Essen verantworten. Unter der Regie des gebürtigen Spaniers Hitos J., der seit Jahren am Rande der Dorstener Innenstadt wohnt, sollen sie von Sommer 2011 bis August 2012 insgesamt 30 Kilo Kokain und 40 Kilo Marihuana von Spanien nach Dorsten geschmuggelt haben. Der Einsatz der V-Männer („Grafschmidt“ und „Carlos“) ließ sie auffliegen.

„Grafschmidt“ soll ihn immer wieder zum Schmuggel gedrängt haben

Hitos J. erzählt, dass „Grafschmidt“ ihn als Chauffeur angestellt habe, angeblich durch Vermittlung der Bundesagentur für Arbeit. 15 Euro Stundenlohn gab es, allerdings schwarz, behauptet Hitos J. und bringt auch dazu einen Kalauer: „Er sagte, er werde mich nach BAT bezahlen, das heißt bar auf die Tatze.“ Dann setzt der Drogenhändler noch einen drauf: „Ich hätte lieber in einem adäquaten sozialversicherungspflichtigen Job gearbeitet.“ Richter Rudolf Fink unterbricht: „Bei Ihrem Satz mit der Sozialversicherungspflicht kamen mir die Tränen. Ich brauche jetzt eine Pause, damit sie trocknen.“

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Nach der Pause berichtet der Angeklagte weiter vom Umgang mit den beiden V-Männern, bei denen es immer nur um Luxusgüter gegangen sei. Und um Kokain. „Grafschmidt“ soll ihn immer wieder zum Kokainschmuggel gedrängt haben. „Das war sehr unangenehm“, erinnert Hitos J. sich.

Die VII. Kammer will jetzt versuchen, die V-Männer als Zeugen zu vernehmen. Fraglich, ob das Landeskriminalamt für diesen Auftritt die Geheimhaltung seiner „Agenten“ aufgeben wird.