Kamen/Bönen. .

Nicht nur in Kamen, im gesamten Kreis Unna fehlen Wohnangebote für Menschen mit Behinderung. „Die Wartelisten in unseren beiden Wohnhäusern in Kamen sind lang, aber uns waren die Hände gebunden, weil rein rechnerisch westfalenweit genug Plätze vorhanden sind“, erklärte Pfarrer Dr. Werner M. Ruschke, Vorstandsvorsitzender des Perthes-Werkes aus Münster.

Kooperationsvertrag unterschrieben

Die Versorgungslücke kennt auch die Diakonische Stiftung Wittekindshof aus Bad Oeynhausen, denn seit vielen Jahren suchen Bürgerinnen und Bürger aus dem Kreis Unna Unterstützung in Ostwestfalen, die vor Ort fehlt.

Um das wohnortnahe Angebot für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung zu verbessern, haben die beiden überregional tätigen Träger der Diakonie seit längerer Zeit Gespräche geführt und jetzt einen Kooperationsvertrag unterschrieben: „Wir werden die gemeinsame Tochtergesellschaft ‚Lebensräume gestalten GmbH’ gründen“, berichtet der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Perthes-Werkes Wilfried Koopmann. Erste Grundstücksverhandlungen für zwei neue Wohnhäuser für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung in Bönen an der Friedhofstraße und in Holzwickede seien geführt.

Möglich werden die beiden Neubauten mit jeweils 24 Einzelzimmern, weil der Wittekindshof im gleichen Umfang Wohnangebote in Bad Oeynhausen zukünftig nicht mehr nutzen wird. „Wir wollen den Menschen entgegen kommen. Sie sollen da, wo sie es wünschen, die Unterstützung bekommen, die sie benötigen“, erklärt Uwe Thünemann, der im Wittekindshof für die Wohnangebote für Menschen mit Behinderung verantwortlich ist und diese Regionalisierung in den letzten zehn Jahren mit Nachdruck gefördert hat.

„Das Perthes-Werk ist für uns ein idealer Partner, weil sie seit vielen Jahren Menschen mit Behinderung im Kreis Unna unterstützen und vor Ort gut vernetzt sind“, erklärte der Wittekindshofer Vorstandssprecher Pfarrer Professor Dr. Dierk Starnitzke. Sein kaufmännischer Vorstandskollege Dieter Hakenberg betonte, dass die Zusammenarbeit von Anfang an konstruktiv und an den Bedürfnissen der Menschen mit Behinderung orientiert gewesen sei: „Die Diakonie hat in Westfalen starke Traditionen. Aber wir sind überzeugt, dass angesichts von Kostendruck und steigendem Hilfebedarf neue Formen der Zusammenarbeit nötig sind“, so Hakenberg.

Lebensräume gestalten

In der neuen gemeinsamen Tochtergesellschaft „Lebensräume gestalten GmbH“ werden je ein leitender Mitarbeiter aus dem Perthes-Werk und aus dem Wittekindshof die Geschäftsführung übernehmen. „Der Name ist Programm. Wir wollen nicht nur zwei neue Wohnhäuser bauen, sondern die neuen Angebote eng mit der bereits im Sozialraum vorhandenen Infrastruktur vernetzen und können da anknüpfen, wo wir seit vielen Jahren in der Behindertenhilfe im Kreis Unna aktiv sind“, erklärt der zukünftige Geschäftsführer Christoph Mertens aus dem Perthes-Werk. Sein Wittekindshofer Kollege Bernd Samson bringt viel Erfahrung beim Aufbau neuer Wohnangebote mit und freut sich, dass er jetzt auch im Kreis Unna durch wohnortnahe Angebote Inklusion, das selbstverständliche Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung, fördern und so den Lebensraum zusammen mit anderen gestalten kann.

Erster Spatenstich 2014

Bevor mit dem Bau der beiden Wohnhäuser begonnen wird, müssen viele Details in den Bau- und Finanzierungsplänen geklärt und passende Grundstücke gekauft werden. Zurzeit wird davon ausgegangen, dass 2014 der erste Spatenstich erfolgen kann.