Werdohl. .
Die schwarze Flüssigkeit tröpfelt mit einem lauten Zischen in den Kaffeepott, aus dem Radio dröhnt die Stau-Schau, der fünfstrahlige Deckenfluter setzt die Tageszeitung in seinen Lichtermittelpunkt. Aus dem Badezimmer qualmt der Wasserdampf. Allmorgendliche Rituale, und leider allesamt Stromfresser sondergleichen.
Mit der EEG-Umlage und der damit verbundenen Strompreiserhöhung zum 1. Januar wird die Werdohler Bürgerschaft noch mehr als bisher über die horrenden Stromrechnungen ächzen. Und beim vielen sich die bange Frage stellen, wie diese denn noch bezahlt werden soll?
Da ist es nicht verwunderlich, dass die Schuldnerberater in Werdohl und im gesamten Märkischen Kreis eine massive Zunahme an Beratungsgesprächen, die sich vornehmlich mit dem Thema Energieschulden befassen, verzeichnen: „Die Anzahl deren, die mit Probleme bei der Bezahlung ihrer Stromrechnung zu uns kommen, hat sich in den letzten Jahren fast verdoppelt“, berichtet Joachim Friederici, Koordinator der Schuldnerberatung der Awo in Hagen.
Friederici und seine Kollegen vor Ort helfen den Menschen, bei denen sich aufgrund finanzieller Missstände die Mahnungen in den Briefkästen häufen. Frankiert von Stromversorgern wie etwa Mark-E. „Noch sind es Ausnahmefälle, in denen Kunden von uns eine Rechnung nicht begleichen können“, erklärt Pressesprecher Andreas Köster. Doch mit Sorge schaut er auf die nächsten Nachzahlungsschreiben, die beim Energieversorger nicht gleichzeitig, sondern nach Jahresfrist der Erstanmeldung zugestellt werden: „Dann befürchten wir, dass einige ad hoc nicht genug Geld auf der hohen Kante haben.“
Bleiben die Zahlungen aus, verschickt der Stromanbieter zunächst eine Mahnung. Dann eine Folgemahnung, dann eine Sperrandrohung: „Erst nach über einem Monat fährt dann ein Techniker von uns raus und klemmt als absolut letzte Maßnahme die Stromverbindung in die Wohnung ab“, beschreibt Köster die Vorgehensweise. Knapp 80 Menschen in Werdohl sind auf diese Weise momentan ohne von der Stromversorgung abgeschnitten. Köster: „Unsere Mitarbeiter in den Foren haben einen gewissen Handlungsspielraum: Ratenzahlungen, gemeinsame Lösungen mit dem Jobcenter bei Arbeitslosen, oder in Ausnahmefällen auch einmal die Stundung eines Monatsbetrages“, zeigt Köster die Möglichkeiten auf. Doch muss dabei immer glaubhaft vermittelt werden, dass die Zahlungen künftig wieder regelmäßig vorgenommen werden.
Dabei hilft dann die Awo-Beratungsstelle an der Schulstraße. Dort ist Ulrike Weißberg allerdings verwundert, warum ihr Angebot bislang so selten nachgefragt wird: „Strom benötigt man nun mal zum Leben und kann ihn nicht einfach ausstellen. Wir helfen bei der Verhandlung mit dem Stromversorger, aber auch Energiesparpläne können mit uns besprochen werden. In der Regel gelingt es uns dann auch, dass die Rechnungen wieder bezahlt werden können.“