Nachrodt.
Heute ist es kaum vorstellbar, dass dort, wo der Verkehr über die Bundesstraße 236 braust und links und recht dichte Häuserreihen stehen, einmal weite Wiesen und Felder das Landschaftsbild beherrscht haben. Verkehrsmäßigen Anschluss an die „große Welt“ hat der untere Teil der Doppelgemeinde erst im Jahre 1788 erhalten, als der preußische König Friedrich Wilhelm II die Grafschaft Mark besuchte und sein Weg ihm von Grüne nach Altena durch Nachrodt und Einsal führte.
Dafür wurde vor 225 Jahren die Straße angelegt. In Nachrodt musste die Lenne mittels einer Brücke gequert werden. Das erste Bauwerk war aus Holz. Erst 1819/20 wurde die steinere Brücke erstellt.
Bis zum Besuch des preußischen Königs im Jahre 1788 war das märkische Sauerland verkehrsmäßig kaum erschlossen. Der „Alte Fritz“ hatte es absichtlich unterlassen Straßen zu bauen, da er im Falle eines Krieges dem Gegner die Truppenbewegung im eigenen Lande erschweren wollte. Erst unter seinem Nachfolger, Friedrich Wilhelm II, begann der Chaussee-Bau in Preußen.
Ehrenbogen aus Osemund
Es war am Vormittag des 8. Juli 1788, als der preußische König mit großem Gefolge über die gerade fertiggestellte Landstraße die Nachrodter Brücke erreichte und die Lenne überquerte. An der Brücke wurde ihm durch Reidemeister, Schmiede, Zöger, Fuhrleute und Köhler ein großer Empfang bereitet. Sie hatten ihrem König einen Ehrenbogen aus märkischem Osemund errichtet, jenem sehr weichen, aber zähen Eisen, das den guten Ruf der heimischen Industrie in die ganze Welt getragen hatte. Weißgekleidete Mädchen traten vor den König und sagten ein Gedicht auf, sowohl in Platt wie auf Hochdeutsch. Der König fuhr mit seinem Gefolge zu den Einsaler Hammerwerken, dessen Besitzer der Landrat von Holtzbrinck war.
Nach dem Besuch des Königs wurde an dem Lenneübergang eine Mautstelle eingerichtet. Fuhrwerke und sogar Radfahrer, die die Brücke benutzten, mussten dafür Brückenzoll bezahlen.