Bergkamen. .
Bürgermeister Roland Schäfer legte im Namen der Bürgerinnen und Bürger am Sonntagnachmittag an der Gedenkstätte einen Kranz nieder für die rund 1000 Frauen und Männer, die von April bis zum Herbst 1933 im ehemaligen Konzentrationslager Schönhausen interniert waren und von Nationalsozialisten brutal misshandelt wurde.
80 Jahre ist es her, dass am 30. Januar 1933 die Weimarer Republik mit der Vereidigung der Präsidialregierung Hitler endgültig den Todesstoß. Wie überall im Reich wurde die „Machtübernahme“ auch in Bergkamen mit einem Fackelzug gefeiert. Doch diese Veranstaltung fand nicht am Abend des 30. Januars statt, sondern zwei Tage später.
Der Grund für diese Verspätung lag möglicherweise darin, dass die Bergkamener Nationalsozialisten mit massiven Gegenaktionen aus der Bevölkerung rechneten. Deshalb beorderte der Regierungspräsident in Arnsberg ein 30 Mann starkes Schutzpolizeikommando für den 1. Februar nach Bergkamen. Tatsächlich kam es auch zu Auseinandersetzungen. Im Polizeibericht für diesen Einsatz heißt es: „Der Fackelzug setzte sich gegen 19. 30 Uhr in Bewegung und wurde von zehn kommunalen und 30 Schutzpolizeibeamten des Kommandos Hamm gesichert. In der „Hungerkolonie“ kam es zu starken Gegendemonstrationen durch die Kommunisten. Da Schmährufe gegen den Herrn Reichskanzler und Drohungen gegen die Umzugsteilnehmer ausgestoßen wurden, die Gegendemonstranten die polizeilichen Anordnungen nicht befolgten, wurden die Räumung der Straße und der Gebrauch des Polizeiknüppels erforderlich.“
Wie schwach die Position der NSDAP in der damals selbstständigen Gemeinde Bergkamen (heute Bergkamen-Mitte) war, zeigt die Tatsache, dass an diesem Umzug nach Polizeischätzung nur 250 Personen teilgenommen haben - und ein großer Teil bestand noch aus Mitgliedern der Kamener SA.
SA fühlte sich nicht sicher
Selbst die SA fühlte sich in Bergkamen nicht sicher, denn in dem Polizeibericht heißt es weiter: „Nach Beendigung der Kundgebung begleiteten die zurückgebliebenen 12 Beamten die Kamener SA bis zur Grenze des Ortspolizeibezirks Pelkum. Von dort übernahm ein Kommando der Schutzpolizei Dortmund die weitere Begleitung.“
In Bergkamen griffen die Nazis zum offenen Terror greifen, um ihre „Macht“ zu demonstrieren.
So überfielen sie am 3. Februar 1933 erneut die Arbeitersiedlung mit entsprechender Verstärkung. Wieder wurde auf die Wohnungen geschossen, Fensterscheiben und Haustüren zertrümmert.
Der Polizeibericht: „Zu einem Eingreifen ist es nicht gekommen, da die Nationalsozialisten inzwischen abgezogen waren,“ „wirft ein bezeichnendes Licht auf die damalige Haltung der Polizei.
Im darauf folgenden Monat hielten sich auch die Erfolge der NSDAP bei den Reichstagswahlen in Grenzen. In Bergkamen erhielt sie nur 1565 Stimmen, die SPD 1817, die KPD 695 und das Zentrum 379.
Der Reichstagsbrand am 27. Februar schaffte der Hitler-Regierung den Vorwand, die KPD des gewaltsamen Umsturzes und die SPD der Mitwisser- und Mittäterschaft zu bezichtigen. Aufgrund des Erlasses des Reichspräsidenten Hindenburg „zum Schutz von Volk und Staat“ wurden allein in Preußen über 10 000 Personen (davon 95 % Kommunisten) verhaftet - auch in Bergkamen. Nach den Kommunalwahlen in Preußen am 12. März 1933 hatte bekam Bergkamen ein NSDAP-Mitglied als Gemeindevorsteher. Die SPD nominierte zwar den alten Gemeindevorsteher Dröge, aber er unterlag in der ersten Gemeinderatsitzung nach den Neuwahlen dem Landwirt Darenberg mit 9 zu 5 Stimmen. Der Hellweger Anzeiger schreibt über diese Sitzung: „Herr Darenberg nahm die Wahl an und brachte ein dreifaches Sieg Heil auf den Reichskanzler aus. Stürmisch stimmten die Zuhörer ein. Als Stellvertreter wurde mit neun Stimmen der Maurer Oswald Schmidt (NSDAP) gewählt. Auch hier Heilrufe und stürmischer Beifall.“