Schwerte. .
Als Adolph Kolping am 8. Dezember 1813 geboren wurde, standen nicht nur die politischen Zeiten angesichts der Ära Napoleon auf Sturm, auch gesellschaftlich und wirtschaftlich waren große Umbrüche angesagt. Die Industrialisierung sollte alsbald ihren Lauf nehmen. Adolph Kolping stammte aus bescheidenen Verhältnissen, war der Sohn eines Schäfers und wollte eigentlich schon früh eine höhere Schule besuchen. Doch das ließen die finanziellen Verhältnisse nicht zu. Er folgte dem Wunsch seiner Eltern und erlernte das Schuhhandwerk. Doch so richtig glücklich machte ihn der Beruf, den er mit 12 Jahren (!) ergriff, nun mal nicht. Sein Ziel, irgendwann einmal ein Gymnasium zu besuchen, verlor er nicht aus den Augen. Die Domstadt Köln sollte es dann sein, in der der damals 24-Jährige begann, die Schulbank zu drücken. Mit Nachhilfe sollte es ihm gelingen, das erforderliche Geld zusammenzubekommen. Die Strapazen brachten den ohnehin an Rheuma leidenden Mensch an die Grenzen seiner Kräfte. Doch er rappelte sich immer wieder hoch, was sicherlich auch mit seinem tiefen Glauben zusammenhing. 1845 empfängt Adolph Kolping die Priesterweihe und kommt in eine Gemeinde, die ihn vor ganz neue Herausforderungen stellt.
Gesellenvereine sind seine Berufung
Die Pfarrei St. Laurentius in Elberfeld gehört zu den aufstrebenden industriellen Zentren der damaligen Zeit. Die Schattenseite: eine Vielzahl an sozialen Problemen. Kolping verstand schon gleich zu Beginn seines Wirkens, dass sich Seelsorge nicht auf Gottesdienste und Religionsstunden beschränken dürfe. In dem neu gegründeten Gesellenverein sieht er seine Berufung. Er baut ihn aus, schiebt die Ausweitung voran. Da Handwerksgesellen in jener Zeit oft auf Wanderschaft waren, boten die Vereine ihnen ein Quartier. Kolping reichte es aber nicht, diese als Übergangsbleibe zu verstehen. Er setzte alles daran, dass die Gesellenvereine zu einer Art Volksschule wurde, in der „die Handwerksgesellen Grundkenntnisse wie Lesen, Rechnen und Schreiben erwerben können“, heißt es in einer Biografie, die das Kolpingwerk Deutschland herausgebracht hat. Damit war Mitte des 19. Jahrhundert der Grundstock für soziale Einrichtungen gelegt, die alle den Namen Adolph Kolping tragen. Seinem Ideal folgend haben beispielsweise die Kolpingfamilien Ergste und Villigst einen Sozial- und Entwicklungshilfeverein aus der Taufe gehoben, der Projekte in Brasilien und Mexiko unterstützt.
Adolph Kolping war zeit seines Lebens ein Mann, der unsoziale Verhältnisse durch steten Wandel, nicht aber durch Umsturz verändern wollte.