Unna. .
Der evangelische Kirchenkreis Unna nähert sich dem Jubiläumsjahr der Reformation 2017. Bis dahin steht jedes Jahr unter einem speziellen Motto. Für 2013 wurde „Reformation und Toleranz“ ausgegeben. Kein ganz einfaches Thema, wie Superintendentin Annette Muhr-Nelson gestern im Haus der Kirche betonte. Anlass war die Eröffnung der Ausstellung „Die Synagoge – Schnittpunkte jüdischen Lebens“.
Widerstandslose Akzeptanz
In ihrer Eröffnungsrede hinterfragte Unnas Superintendentin Muhr-Nelson zunächst den allgegenwärtigen Toleranzbegriff: Ob denn Toleranz bedeute, alles widerstandslos hinzunehmen, wollte sie von den Besuchern wissen. Den lärmenden Rasenmäher des Nachbarn oder randalierende Hooligans nach einem verlorenen Fußballspiel?
Von diesen alltäglichen Begebenheiten schlug Muhr-Nelson den Bogen zu Martin Luther, der „leidenschaftlich für die Freiheit seines Glaubens kämpfte, auch gegen die katholische Kirche und den Papst.“ Auch hier könne die Frage gestellt werden, wie tolerant solch ein leidenschaftlicher Kampf sei. Schließlich sei auch das Judentum nicht mit Luthers Glauben vereinbar gewesen. „Es ist nicht alles gut gewesen, was mit der Reformation in die Welt gekommen ist.“
Zu historisch bedingten Fragen trage die evangelische Kirche heute noch ein anderes Problem: Zwar werde sie häufig der katholischen Kirche als die liberalere gegenübergestellt, doch diese Freiheit oder Toleranz berge auch die Gefahr der „Profillosigkeit“. Es sei für manche Menschen im Vergleich zu den strikten Regeln der katholischen Kirche schwieriger zu fassen, wofür evangelische Christen einstehen. Und das stünde dem Wunsch der Menschen, konkret „zu wissen, was falsch und was richtig ist“, gegenüber. „Doch so einfach ist das Leben, ist der Glaube nicht. Nicht der christliche, nicht der jüdische, nicht der muslimische“, betonte Muhr-Nelson.
Um die Unterschiede zu verstehen sei es umso wichtiger, den anderen nach seinem Leben und nach seinem Glauben zu fragen. „Denn das macht doch eine tolerante Gesellschaft aus, dass jeder seinen Platz findet. Dass Menschen verschiedenen Glaubens miteinander leben.“ Und die Ausstellung, die gestern im Haus der Kirche eröffnet wurde, könne einen Teil dazu beitragen.
Treffpunkt kulturellen Lebens
Die Ausstellung erläuterte Thomas Ridder vom Jüdischen Museum Westfalen. Er stellte die Bedeutung der Synagoge nicht nur als Gebetsraum, sondern auch als Treffpunkt des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens heraus. Gezeigt werden zum einen Tafeln, die sich der Geschichte der Synagogen von ihren Anfängen in Israel bis ins Heute widmen, sowie Gegenstände, deren Aufgabe und Bedeutung in der und für die Synagoge erläutert werden.