Werdohl. .

Ganz vorurteilsfrei bin ich nicht: Yoga, das waren doch diese Turnübungen, „gebückter Hund“, „Sonnengruß“ und wie sie nicht alle heißen, Esoterik-Kram, der durch lose Worthülsen mit meinem Körper, dem Geist und der Seele aufräumen soll.

„Wieder-Vereinen“, lerne ich später und denke, dass kann doch alles nur Blödsinn sein. Sind die Gedanken und meine Materie doch eh nicht voneinander zu trennen und ist die Seele doch etwas, was in die Kirche und nicht in einen Trainingskurs gehört. Und doch werde ich eines Besseren belehrt: In der kleinen Sporthalle an der Volkshochschule Brüderstraße, im Fitness-Yoga-Kurs von Eva Oßenberg.

„Yoga, das bedeutet Körperbeherrschung“, erklärt die gebürtige Tschechin direkt zu Beginn. Die acht Teilnehmer, allesamt Damen, und ich als blutiger Anfänger lauschen den Worten der Trainerin im entspannten Schneidersitz. Entspannt wohl für alle außer mir, tut doch beim extremen Geradesitzen schon nach kurzer Zeit der Rücken weh. Ich hatte die Yoga-Lehrerin vorgewarnt: Ich als totaler Bewegungsamateur, würde schon bei den einfachsten Übungen versagen. Doch sie beruhigte mich: „Yoga kann jeder lernen. Und nach jedem Training kennt man seinen Körper und seine Grenzen ein Stück mehr.“

An diese Grenzen stoße ich schon bei einer der ersten richtigen Übungen: „Herabschauender Hund“ heißt sie, lässt mich mit den Armen und Beinen auf den Boden, bei ausgestreckten Hintern eine Dreiecksform zeichnen. Puh, denke ich, so anstrengend hätte ich mir das nicht vorgestellt und linse zu meinen Trainingspartnern: Totale Entspannung, während mein Gesichtsausdruck mehr dem eines gequälten Gewichthebers gleicht: „Heute ist mein erstes Mal, ich möchte hier ein bisschen Ruhe finden, von meinen stressigen Alltag mit fünf Kindern zu Haus“, berichtet mir Sabine Herrmann, die rechts neben mir gerade den „Vierfüßler“ macht.

Immerhin beruhigt mich Heike Grzegorek, sie mache das schon seit einem Jahr. Also ist auch für mich noch längst nicht alle Hoffnung verloren.

Dass Yoga, und so auch die Fitness-Variante an der VHS, viel mit der richtigen Atmung zu tun hat, lerne ich direkt im Anschluss. Durch die Nase, und das mindestens vier Sekunden lang, soll langsam ein- und ausgeatmet werden. Um den Geist und die Seele somit in Einklang zu bringen. Und das ist gar nicht mal so einfach. Während ich in der „Bergposition“ stehen und langsam die Arme zum rhythmischen „Namas te“ kreise, muss ich immer wieder von Eva Oßenberg daran erinnert werden. Atmen kann also doch echt schwierig sein. Zum Abschluss legen sich alle in die „Totenstellung“. Eingewickelt in dicke Decken und zu Panflötenmusik gehen wir sie in die Tiefenentspannungsphase ein. Super, denke ich, wenigstens eine Yoga-Übung, die ich auf Anhieb perfekt beherrsche.