Lüdenscheid. . „Ruhestörung in der Moltkestraße“ – darüber beklagt sich ein 16-Jähriger am Freitagabend gegen 20.25 Uhr telefonisch bei der Lüdenscheider Polizei. Als aber die Beamten anrücken, um nach dem Rechten zu sehen, erwartet sie der Jugendliche bereits im Freien mit einer Armbrust und einer Machete.
„Ruhestörung in der Moltkestraße“ – darüber beklagt sich ein 16-Jähriger am späten Freitagabend gegen 20.25 Uhr telefonisch bei der Lüdenscheider Polizei. Als aber die Beamten anrücken, um nach dem Rechten zu sehen, erwartet sie der Jugendliche bereits im Freien mit einer Armbrust und einer Machete: Ein abgeschossener Pfeil trifft einen 43-jährigen Polizeibeamten, bleibt jedoch in seiner Jacke stecken. Zum Glück. Dann schlägt der Lüdenscheider noch mit einer Machete auf den 43-Jährigen ein, verletzt ihn am Unterarm.
Das Opfer zieht sich bei dem Angriff leichte Schürfwunden am Arm zu. Gemeinsam mit seinem Kollegen gelingt es dem 43-jährigen Polizisten schließlich, den 16-jährigen Angreifer zu überwältigen und festzunehmen.
Doch damit nicht genug: Weil der Jugendliche bei der Festnahme andeutet, dass er Sprengfallen in der Wohnung seiner Mutter deponiert hat, werden die Beamten aktiv: Kurzerhand fordern sie Fachleute für das Entschärfen von unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen (USBV-Entschärfer) vom Landeskriminalamt Düsseldorf an.
MVG-Bus als Notunterkunft
Zugleich lassen die Beamten das gesamte Mehrfamilienhaus an der Moltkestraße räumen. Weil es draußen kalt ist, organisieren die Polizisten einen Bus der MVG, in dem sich die Bewohner aufhalten können. Gegen Mitternacht dürfen sie in ihre Wohnungen zurück.
Und der 16-Jährige hat nicht gelogen: Als die Experten des LKA mit der gebotenen Vorsicht in die Wohnung eindringen, müssen sie tatsächlich eine explosive Vorrichtung entschärfen. Sie wird nun von Kriminaltechnikern weiter untersucht.
Darüber hinaus entdecken die Beamten im Zimmer des Jugendlichen mehrere Brandbomben Marke Eigenbau – Molotow-Cocktails sehr ähnlich, berichten Polizei und Staatsanwaltschaft Hagen. Solche Wurfbrandsätze werden zum Beispiel bei Aufständen, Krawallen, Straßenschlachten oder in Guerillakriegen verwendet, um Brandanschläge zu verüben.
Unterdessen hat eine Mordkommission des Polizeipräsidiums Hagen die weiteren Ermittlungen übernommen. Am Samstagmorgen nach dem Vorfall war der junge Mann, der offenbar das Berufskolleg in Ostendorf besucht, dem Haftrichter beim Lüdenscheider Amtsgericht vorgeführt worden. Der ordnete für den 16-Jährigen Untersuchungshaft an. Der Jugendliche bestreitet die Tat nicht, die Ermittlungen dauern an.
Nachbarn beschreiben den 16-Jährigen, der nach WR-Informationen mit seiner Mutter und einem Geschwisterkind in der Wohnung an der Moltkestraße lebt, als freundlich, unauffällig und hilfsbereit. Er sei eher ein Einzelgänger, heißt es. Für weitere Auskünfte waren Polizei oder Staatsanwaltschaft gestern nicht erreichbar.