Schwerte. . Die Kanzlerkanidatur von Peer Steinbrück bereitet vielen sozialdemokraten Bauschmerzen.
Problem-Peer oder Honorarkonsul wird er inzwischen gern mal genannt und das nicht nur vom politischen Gegner. Auch innerhalb der eigenen Reihen ist der Ruf des SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück beschädigt. Kanzlergehalt, Weinflaschenpreise und Nebeneinkünfte sind drei Stichworte für die „Fettnäpfchen“, in die er getreten ist, wie es der heimische Stadtverbandsvorsitzende Michael Schlabbach formuliert. Beinfreiheit brauche ein solcher Mann sicherlich, doch er dürfe den Mitstreitern nicht vor das Schienbein treten. Beim heutigen Neujahrsempfang der SPD in der Rohrmeisterei werde man wohl kaum umhin kommen, auf die Eskapaden einzugehen. Parteiräson spricht aber sowohl aus den Worten von Schlabbach als auch von Fraktionschefin Britta Santehanser, zugleich Vorsitzende des Ortsverein Villigst, wenn sie sagen, man müsse da nun durch. Bevor man Steinbrück aufs Schild gehoben habe, sei schon zu viel „rumgeeiert worden“. Jetzt auf einen anderen Bewerber umzuschwenken, sei nicht zu vermitteln.
Sympathie kann Anita Schweer-Schnittker, Vorsitzende des Ortsvereins Mitte/Wandhofen, Steinbrück abgewinnen, wenn er das Herz auf der Zunge habe. Das ergehe ihr selbst auch oft so. Damit endet aber wohl auch schon die Übereinstimmung. Ihr Ortsverein sei eher links- und gewerkschaftlich orientiert. „Da haben wir mit einem solchen Mann schon unsere riesigen Probleme. Aber all die geballte Kritik, so ist den Aussagen der Sozialdemokratin zu entnehmen, bringe die Partei nicht weiter. Es bleibe keine andere Wahl, als Steinbrück zu unterstützen.
Ganz anders betrachtet Manfred Althaus vom Westhofener Ortsverein die momentane Debatte. Er mag oftmals nicht glauben, „was dort als Zitate oder Redeauszüge von Steinbrück durch die Welt geistert“. Er habe den Kanzlerkandidaten auch schon mehrfach persönlich erlebt, „ein Mann mit Intelligenz und Kompetenz“. Dem müsse doch klar sein, was er mit seinen Sätzen auslöse. Die Öffentlichkeit schaue dem einstigen Ministerpräsidenten von NRW nun mal sehr genau auf die Finger. Da falle natürlich auch der leichteste Fehlgriff auf. Althaus wie aber auch David Liskatin (SPD Ergste) geben aber ihrer Überzeugung Ausdruck, dass es Steinbrück gelingen werde, mit Inhalten zu überzeugen.
Heinz Haggeney (SPD Nord) sieht vor allem die Zeitspanne bis zur Bundestagswahl als Chance, um die „unnötig losgetretenen Debatten“ in Vergessenheit geraten zu lassen.
Juso-Vertreterin Svenja Haarmann verhehlt nicht die Distanz, die zwischen Steinbrück und der Jugend-Organisation besteht. Dennoch findet sie die Debatte einfach nur lächerlich. Man müsse endlich wieder zu den Sachthemen zurückfinden.
Der Bundestagsabgeordnete Oliver Kaczmarek meint: „Es gibt sicherlich wichtigere Themen als das Kanzlergehalt. Deshalb muss die SPD Fragen, die beispielsweise soziale Ungleichheiten betreffen, in den Mittelpunkt stellen. Das wird Steinbrück auch tun.“