Lüdenscheid/Hagen. . Der Kreis der Angeklagten im Falle des sogenannten Parkplatz-Mordes an der A 45 wird immer größer. Neben dem bereits zu 14 Jahren Haft verurteilten Cousin Ezzedin A. sowie der Mutter und zwei Onkeln des Opfers, die alle drei in Untersuchungshaft sitzen, wurde ein weiterer Cousin inhaftiert. Und dieser zur Tatzeit erst 16-jährige junge Mann behauptet nun, im August 2008 die tödlichen Schüsse auf Iptihal Z. abgegeben zu haben.

Laut Oberstaatsanwalt Wolfgang Rahmer gibt der heute 20-Jährige an, mit im Auto gesessen zu haben, als seine Cousine zum Parkplatz Sterbecker Siepen gebracht und dort regelrecht hingerichtet wurde. Er selbst will auf Iptihal Z. geschossen haben; ein gezielter Kopfschuss tötete die junge Frau, die mit ihrem Lebensstil angeblich die Familienehre beschmutzt hatte.

Bislang war nur von zwei Männern die Rede, die bei der Ermordung der damals 20-jährigen Schwerterin zugegen waren: der verurteilte Ezzedin A. sowie Hussain K., ein lange flüchtiger und unlängst an Deutschland überstellter Onkel mit Wohnsitz in Finnland. Mit Hussain K., einem anderen Onkel, der Mutter und dem unlängst geständigen Cousin gibt es jetzt vier weitere Angeklagte in dem Mordfall.

„Auch wenn der 20-Jährige nun die Schuld auf sich nehmen will, ändert das nicht unbedingt etwas an der rechtlichen Situation“, erläutert Rahmer, „denn nicht jeder Mittäter muss den tödlichen Schuss abgegeben haben – es reicht eine Beteiligung an der Ausführung der Tat.“ Nach Überzeugung des Oberstaatsanwaltes waren alle zurzeit inhaftierten Familienmitglieder an den Vorbereitungen des Mordes beteiligt – unter anderem soll eigens für das Verbrechen der Onkel aus Finnland eingeflogen worden sein: „Wir gehen davon aus, dass der Mord von einem gemeinsamen Willen getragen war.“

Dass mehrere Familienmitglieder an der Tat beteiligt waren, hatte bereits der Vorsitzende Richter Dr. Frank Schreiber beim Verfahren gegen Ezzedin A. in seiner Urteilsbegründung gesagt: Ein Familientribunal habe den Tod der 20-Jährigen beschlossen.

Was im Vorfeld der Tat und schließlich in jener Augustnacht tatsächlich passierte, soll laut Rahmer der Prozess ans Licht bringen: „Wir hoffen, dass wir danach der Wahrheit ein Stück näher gekommen sind.“