Altendorf-Ulfkotte.

„Ich bin zum Glück nicht so oft krank“, sagt ein Leser unserer Zeitung. Sein Name ist der Redaktion bekannt. Aber am Silvestertag, am 31. Dezember, da hatte es ihn erwischt. „Magen-Darm-Virus. So richtig.“, erklärt er.

Am Morgen gegen 8.30 Uhr rief er bei seinem Hausarzt an. Es folgte die Mitteilung, dass die Praxis geschlossen, der hausärztliche Notdienst im Klinikum Vest (Paracelsus Klinik Marl) zuständig ist. Der Mann aus Altendorf konnte und wollte das nicht glauben und erkundigte sich im Dorstener Krankenhaus. Hier teilte man mit, dass man ihn zwar untersuchen könne, jedoch nicht befugt sei, Medikamente zu verschreiben.

Mit starken Schmerzen und reichlich Wut im Bauch machte er sich also auf den Weg nach Marl-Hüls. Rund zwölf Kilometer und 20 Minuten Fahrzeit von Altendorf entfernt. Mit dem Auto.

Fast vier Stunden saß er im Wartezimmer, erst dann untersuchte der Arzt ihn. Vier Mal musste der Patient in dieser Zeit die Toilette aufsuchen. Erst gegen 14 Uhr verließ er das Krankenhaus. Samt eines Rezepts mit zwei verschreibungspflichtigen Medikamenten.

Im Klinikum Vest hatte man ihm mitgeteilt, dass Apotheken in Gladbeck, Herten und Bottrop am Silvestertag Notdienst haben. Der Dorstener konnte und wollte auch das nicht glauben und bat seine Tochter, im Internet nachzuschauen. In der Tat: Weder in Marl noch in Dorsten hatte eine Apotheke geöffnet.

Arg geschwächt machte sich also auf den Weg zum Gladbecker City-Center, erneut rund zwölf Kilometer und 20 Minuten Fahrzeit von Altendorf entfernt. „Hier haben über 30 Leute gewartet. Bis ich mit meinen Medikamenten mal Zuhause war, war es schon weit nach 16 Uhr.“ Knapp sieben Stunden war der WAZ-Leser unterwegs, dem es zum Glück wieder gut geht. „Am nächsten Tag war ich schon wieder auf dem Damm“, sagt er.

Verärgert ist er dennoch. „Das ist nicht kundenorientiert“, schimpft er und fragt sich, was ein Patient machen würde, der nicht mobil ist, der die rund 48 gefahrenen Kilometer nicht mit einem Auto zurücklegen kann. Öffentliche Verkehrsmittel fuhren am 31. Dezember schließlich nicht nach Plan. Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Taxifahrt?

Die WAZ fragte unter anderem bei der Barmer GEK Krankenkasse nach. Eine Sprecherin erklärte, dass Taxifahrten für Menschen, die Pflegestufe zwei oder drei zugeordnet sind, übernommen werden. Auch für schwerbehinderte Menschen mit einer außergewöhnlichen Gehbehinderung oder Hilflosigkeit. Im Falle von Hartz IV beispielsweise verwies die Barmer-Sprecherin auf das Sozialamt. Bei der Stadt Dorsten sind keine Fälle dieser Art bekannt.