Kessebüren. .
Er war überaus produktiv, er arbeitete vorwiegend gegenständlich und er mochte die Frauen: Ernst Oldenburg, Maler, Bildhauer und Graphiker, Jahrgang 1914, der einen großen Teil seines Lebens in Unna verbrachte und dessen Atelier in der ehemaligen Kessebürener Schule nach seinem Tod im Jahr 1992 zum Oldenburg-Museum wurde. Seinen Geburtstag am 8. Januar feiert die Oldenburg-Gesellschaft jedes Jahr, und so soll es auch diesmal sein. Doch wird es etwas später werden, wie Oldenburg-Tochter Karola Ramas, die den Nachlass ihres Vaters hütet, uns erzählt.
„Der neue Vorstand der Gesellschaft“, sagt Frau Ramas, die heute in Ratingen lebt, „ist sehr viel unterwegs.“ Deshalb wird Ernst Oldenburgs 99. Geburtstag voraussichtlich erst am 17. Februar gefeiert, wenn, wie man so sagt, alle können. Geplant ist eine Veranstaltung in kammermusikalischer Größenordnung, aber erlesen; das Quartett, das in Kessebüren Stücke von Schubert und Beethoven zum Vortrag bringen wird, besteht aus Musikern von WDR und Gürzenich-Orchester, ist eine Neugründung und hat bisher noch keinen Namen.
Neue Heimat am Hellweg
Im Lebenslauf Ernst Oldenburgs spiegelt sich Geschichte. Sein Weg führte ihn von Ost nach West und quer durch Deutschland, bevor er in den sechziger Jahren in der Region des Hellwegs sesshaft wurde.
Schon mit 14 Jahren hatte Oldenburg sein Kunststudium an der Technischen Hochschule von Danzig begonnen. Er wurde Meisterschüler bei Professor Fritz Pfuhle und hatte seine erste Ausstellung bereits 1932 zusammen mit Otto Dix.
Im Mittelpunkt von Oldenburgs Werk steht der Mensch. Immer wieder hat er sich mit ihm auseinandergesetzt. In späteren Lebensjahren wird der Akt eine bevorzugte Darstellungsform, die formale Nähe zu Künstlern der Klassischen Moderne wie Matisse, Picasso, Modigliani oder Lehmbruck ist unübersehbar.
Doch Oldenburg interessiert sich auch für die Umgebung, für die Arbeitswelt, für die Landschaft. Ab den 50er Jahren thematisiert er expressiv und kraftvoll grundsätzliche Konstanten der menschlichen Existenz – Trauer, Liebe, Verzweiflung, Hoffnung und Zuneigung. Zeitgleich wendet er sich der Bildhauerei zu. In der Folge bedingen und ergänzen sich Bildhauerei und Malerei mit ihren spezifischen formalen Möglichkeiten. Arbeiten im öffentlichen Raum – Großplastiken, Kircheninnenräume, Industrieaufträge – legen davon auch heute noch beredt Zeugnis ab.
In der Auseinandersetzung mit den Folgen des Dritten Reichs, des real existierenden Sozialismus’ der DDR und des Wiederaufbaus in der BRD stützte Oldenburg sich vornehmlich auf die Philosophie Schopenhauers. Dessen Schrift „Die Welt als Wille und Vorstellung“ war für ihn der Ausgangspunkt, um dem menschlichen Leid seiner Zeit die gelingenden Beziehungen zwischen Menschen entgegenzusetzen.
Nächstes Jahr wird groß gefeiert. „Das gibt eine riesengroße Kampagne zum 100. Geburtstag“, sagt Karola Ramas. Dann ist Party, nicht nur in Kessebüren, sondern überall dort, wo man Oldenburg kennt und schätzt. Auch diese Aussicht förderte die Bereitschaft, den 99. Geburtstag in diesem Jahr „klein“ zu halten.