Unna. .

„Ist bis Dreikönigstag kein Winter, so kommt auch keiner mehr dahinter“, behauptet der Volksmund. Sollte er Recht behalten, müssten die Temperaturen bis zum kommenden Sonntag schon drastisch fallen – oder es bliebe bis zum Frühjahr nass-warm. Doch im 21. Jahrhundert spielen Statistiken nun mal eine größere Rolle als Bauernregeln; und deshalb glauben viele unmittelbar Betroffene noch an einen Wintereinbruch.

Mineralölhändler

„Natürlich merken wir es geschäftlich, wenn im Winter solche Temperaturen herrschen wie zurzeit“, sagt Klaus Biermann, Geschäftsführer von Biermann Energie. Gerade in der Weihnachtszeit seien die Kassen der Kunden leer und viele würden die Heizöl-Order auf die lange Bank schieben. Und wenn Väterchen Frost sich gar nicht blicken lässt, kann die Bestellung auch mal ausfallen. Denn längst nicht alle Verbraucher decken sich im Vorfeld mit dem Brennstoff ein, weiß Biermann: „Bei leichtem Heizöl ist der Preis im Sommer nämlich nicht unbedingt niedriger als im Winter. Anders ist das bei Pellets, die im Sommer meist günstiger sind.“ Sorgen über das Wetter macht sich Biermann aufgrund seiner langjährigen Erfahrung aber nicht: „Das gleicht sich im Laufe der Jahre alles aus.“

Landwirt und Jäger

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Ähnlich sieht das Heinrich Wisselmann, Landwirt im Ruhestand und aktiver Jäger: „Ich glaube, die kalten Tage kommen noch.“ Für die Bauern seien die hohen Temperaturen noch kein Problem, denn Regen sei ja vonnöten. Allerdings nicht ausschließlich: „Bei der Bodengare hilft auch Frost.“ Als erfahrener Jäger hat Wisselmann die Reaktionen der Natur auf warme Winter häufig beobachtet: „Die Pflanzen erwachen, fallen bei sinkenden Temperaturen aber wieder in einen Ruhezustand.“ Sollte der Winter aber nicht mehr eintreten, würde sich das auf die Wildschweinpopulation auswirken, denn von fünf bis sieben Frischlingen bringe eine Sau in strengen Wintern oft nur zwei Jungtiere durch. In milden Wintern könnten indes alle überleben.

Sportartikelhändler

Weniger Nachfragen als in kalten Wintern verzeichnet Wolfgang Leiendecker vom gleichnamigen Sportgeschäft derzeit nur bei Outdoorartikeln wie Mützen, Jacken oder Handschuhen. Den Bereich Skisport beeinflusse die milde Witterung hingegen nicht. Aus gutem Grund: „Die Kunden haben ihren Winterurlaub längst gebucht – und der führt meist in die Alpen. Dort ist das Skilaufen kein Problem.“

Dachdecker

Für Holger-Joachim Wiese von Wiese Dachtechnik spielt das Wetter eine eher untergeordnete Rolle, denn für den Winter erteilten die Kunden so oder so kaum Großaufträge. Aufgrund der schlechteren Bedingungen, die in diesen Monaten herrschten, würde weniger gearbeitet und das im Sommer angelegte Stundenpolster aufgebraucht. Denn selbst bei der derzeitigen Witterung sei die Arbeit auf dem Dach wenig erfreulich: „Da erkältet man sich sehr schnell.“

Winterdienst

Durchaus noch im normalen Bereich sieht Frank Peters, kaufmännischer Leiter der Stadtbetriebe, den aktuellen Winter. Den im vergangenen Winter verbrauchten 165 Tonnen Salz stünden bis dato 75 Tonnen gegenüber – und es sei ja gerade erst Anfang Januar. Auch wenn seine Mitarbeiter momentan nicht im Winterdienst eingebunden sind, hätten sie doch alle Hände voll zu tun: „Im Bereich Grünflächenpflege werden unter anderem Hecken geschnitten und Bäume kontrolliert.“ Die hohen Temperaturen machen’s möglich.

Ski-Club

Anfang Dezember fuhren einige Mitglieder des Ski-Clubs Unna kurzfristig zum Wedeln ins Sauerland; derartige Touren fallen momentan allerdings ins Wasser. Doch schlecht gelaunt ist der Club-Vorsitzende Erwin Mittmann deshalb nicht: „Am 12. Januar geht’s nach Wolkenstein in den Dolomiten. Und da ist alles weiß!“