Damaskus/Istanbul. Die regimetreue Schabiha-Miliz soll in der Provinz Hama 23 Menschen enthauptet haben. Das Massaker soll begonnen haben, nachdem Rebellen Straßensperren angegriffen hatten. UN-Vermittler Brahimi stößt in Syrien derweil auf taube Ohren. Regimegegner werfen ihm vor, nur ein Sprachrohr Assads zu sein.
In Syrien gehen zu Beginn des neuen Jahres Blutvergießen und Gräueltaten unvermindert weiter. Regimegegner berichteten am Neujahrstag von einem weiteren Massaker. Angehörige der regimetreuen Schabiha-Miliz hätten in dem Dorf Maan in der Provinz Hama 23 Menschen enthauptet. Angesichts der nicht enden wollenden Gewalt wird ein Friedensplan des UN-Syrienvermittlers Lakhdar Brahimi immer mehr zur Makulatur.
Die bei dem Massaker getöteten Menschen gehörten zu den wenigen sunnitischen Familien, die in dem Dorf lebten. Unter den Opfern sollen sieben Kinder sein. Die Leichen seien angezündet worden, so dass einige von ihnen noch nicht hätten identifiziert werden können, hieß es.
Das Gemetzel soll begonnen haben, nachdem Rebellen am Montag in der Region Straßensperren der Regierungstruppen angegriffen hatten. Diese hätten daraufhin die Kämpfer der Miliz gerufen, die im Bürgerkrieg auf der Seite von Präsident Baschar al-Assad steht.
Regimegegner fürchten Übergangsregierung mit Beteiligten des Assad-Regimes
UN-Vermittler Lakhdar Brahimi stieß mit seinem Aufruf zu einer politischen Lösung in Syrien auf Kritik der Opposition. Zugleich sandte das Regimes von Präsident Baschar al-Assad widersprüchliche Signale aus. Einerseits erklärte die Führung in Damaskus ihre Bereitschaft, "auf jeden regionalen oder internationalen Vorschlag einzugehen". Andererseits sagte Ministerpräsident Wael al-Halki am Montag in einer Rede vor dem Parlament, der "historische Moment, in dem der Sieg über die Gegner erklärt wird", sei nah.
Die Regimegegner lehnen Brahimis Vorschlag vom vergangenen Wochenende ab, weil er nicht nur eine Waffenruhe vorsieht, sondern auch die Bildung einer Übergangsregierung unter Beteiligung von Funktionären des Assad-Regimes.
Der Syrische Nationalrat (SNC) erklärte: "Aus der Sicht von Assad sind Initiativen und Dialog ein Zeichen von Schwäche und ein Beweis für seine Legitimität." Deshalb folgten auf Friedensinitiativen immer nur neue Massaker. Eine Gruppe von "Revolutionären" warf Brahimi vor, er sei nicht neutral. Er benehme sich nicht wie ein Gesandter, "sondern wie ein Bote für Nachrichten von Assad an das Volk".
Opposition spricht von bisher 45.000 Toten
Am Montag und Dienstag wurden in Syrien nach Angaben von Aktivisten insgesamt 201 Menschen getötet worden. Im Damaszener Viertel Dschobar fand man die mit Folterspuren übersäten Leichen von drei Jugendlichen. Am Dienstag meldeten die Aktivisten Luftangriffe auf mehrere Ortschaften im Umland der Hauptstadt.
Die von einem Christen gegründete oppositionelle Website "All4Syria" berichtete, an Straßensperren seien zuletzt Soldaten gesichtet worden, die auf ihrer Uniform ein Kreuz trügen. Ziel dieses neuen "Erkennungszeichens" sei es, den Eindruck zu erwecken, die Christen kämpften mit dem Regime gegen Rebellen. Nach Informationen von "All4Syria" handelt es sich bei den Soldaten, die ein Kreuz tragen, jedoch gar nicht um Christen.
Seit Beginn des Volksaufstandes gegen das Assad-Regime vor knapp 22 Monaten sind nach Angaben der Opposition bereits mehr als 45.000 Menschen ums Leben gekommen. Nach einer Zählung des Syrischen Netzwerks für Menschenrechte starben als Folge des Bürgerkrieges im Jahr 2012 mehr als 36.000 Menschen. (dpa)