Herscheid. .
Bleigießen, Anstoßen mit Sekt, Feuerwerk: Es gibt viele Bräuche und Sitten, die mit Silvester zu tun haben. Aber was ist zum Jahreswechsel „typisch Herscheid“? Für viele ist es der süße „Neujahrsplatz“ oder ein Glücksschwein aus Lebkuchen.
Insgesamt rund 800 solcher Gebäcke sind bereits oder werden heute noch bis 12 Uhr über die Ladentheke der Konditorei Sirringhaus gehen. „Weil das für viele Herscheider einfach zu Neujahr dazugehört“, wie Konditormeister Sebastian Wadulla verrät.
Etwa 300 Neujahrsplätze hat der Konditormeister gebacken, von denen allein rund 200 Stück vorbestellt wurden. In der Nacht von Sonntag auf Silvester ging es für Sebastian Wadulla und seine beiden Lehrlinge ab Mitternacht an den Back-Marathon. „Da müssen wir dann durch“, erzählt der Familienvater, der mit seiner Frau Sandra das Café betreibt.
Seit Jahrhunderten ist das süße Gebäck Tradition bei den Herscheider Familien. Es wird aus Butterhefeteig hergestellt, mit heißer Butter bestrichen und mit Zucker bestreut. Aus Teig wird zudem eine Ente geformt, die den Neujahrsplatz als Symbol für Glück und Fruchtbarkeit ziert. „Wir achten immer besonders darauf, dass das Gebäck schön weich und fluffig ist - auf keinen Fall darf es hart und trocken sein“, weiß Wadulla. Die Akkordarbeit in der Nacht vor Silvester sei nötig, weil alles frisch gebacken werde und nicht nur Teig-Rohlinge aufgebacken würden, so der Konditormeister.
Schon seit Jahrhunderten existiert in der Ebbegemeinde der Brauch, dass das „Neujahrsmänneken“ einen Neujahrsplatz bringt. Demnach wurden Kinder beschenkt, die am Silvesterabend einen Porzellanteller aufstellten, auf den das Neujahrsmänneken den Neujahrsplatz legte. Oft waren die Enten mit einem geflochtenen Zopf umrandet und die Jahreszahl stand in hellerem Teig auf dem Hefegebäck. Sandra und Sebastian Wadulla haben das Rezept vor sieben Jahren von Margret Winkhaus übernommen, als sie die neuen Pächter der Konditorei wurden. Deren Großvater hat die Neujahrsplätze schon im Jahr 1890 gebacken, als er das Geschäft eröffnete – damals allerdings noch ohne Zucker und Butter.
„Fast noch besser als die Neujahrsplatze laufen die Glücksschweine aus Lebkuchen.“ Hiervon wurden rund 500 Stück mit der Aufschrift „2013“ gebacken – ein idealer Talisman für das kommende Jahr. „Das ist für mich ,typisch Herscheid’.“ Als er als Pâtissier im Düsseldorfer Hilton-Hotel gearbeitet hat, kannte er die Lebkuchen-Schweinchen noch nicht. Beim heutigen Einkauf wird jeder Kunde ein Glücksschwein geschenkt bekommen – in der Hoffnung, dass er viel Glück für 2013 bringt.