Unna. . Dem Unnaer, der sich kurz vor Weihnachten in seiner Wohnung erschossen hat, drohte offenbar die Zwangsräumung. Der Fall hatte für Wirbel gesorgt, weil Nachbarn den Mann schon mehrfach bei der Polizei gemeldet hatten. Er hatte mehrere Kinder mit seinen Waffen durchs Fenster bedroht.
Dem Mann, der sich am 17. Dezember am Bornekamp erschoss, stand die Zwangsräumung seiner Wohnung unmittelbar bevor. Offenbar war er nicht gewillt, in eine Ersatzwohnung in Bergkamen zu ziehen, die ein Betreuer des Diakonischen Werkes dort für ihn besorgt hatte. Brachte sich der gelernte Dreher also aus Verzweiflung um? Waren Ängste der Nachbarschaft berechtigt, der immer unberechenbarer wirkenden Waffennarr könne eines Tages im Haus ein Blutbad anrichten? Wie groß war die Gefahr an jenem Tag, als sich L.T.* selbst richtete? Natürlich sind die Fragen spekulativ, doch wollen sich die Nachbarn gar nicht ausmalen, was möglicherweise auch hätte geschehen können, als der Mann die Räumungsklage in Händen hielt.
T. hatte seine Waffen mehrfach auf Schulkinder auf dem Bornekamp gerichtet. Im Flur des Mehrfamilienhauses, wo er im Parterre wohnte, hatte er durch die Scheibe seiner Wohnungstür wiederholt auf andere Hausbewohner gezielt, manchmal auch gut hörbar die Waffe durchgeladen. „Meine Tochter ist schließlich nur noch durch das Fenster in die Wohnung gekommen“, berichtet ein Nachbar. Und ein anderer erzählt, er habe nachts einen Schuhschrank vor die Wohnungstür geschoben, um sicher vor Einschüssen zu sein.
Beamte fanden vier Feuerwaffen vor
Wie berichtet, hatten Nachbarn die Polizei wiederholt über T.s Waffenlager informiert. Beamte fanden vier Feuerwaffen vor, prüften sie und stellten fest, dass es sich um harmlose Attrappen handele; die Waffen wurden zurückgegeben, die Polizei zog ab – und muss nun erklären, wie und womit sich T. erschossen hat. „Als meine Tochter hörte, dass da scharfe Waffen waren, erlitt sie einen Nervenzusammenbruch“, erzählt ein Nachbar.
Zusätzliche Tragik erhalten die Geschehnisse dadurch, dass das Verhältnis zu T. im Haus früher wesentlich besser war. „Als er seine Stelle verlor, hat er sich verändert“, berichtet ein Hausbewohner. Immer übler soll er in den folgenden beiden Jahren die Mitmenschen beschimpft und bedroht haben. Zunächst suchte die Hausgemeinschaft das Gespräch, schrieb T. einen Brief, blieb jedoch erfolglos.
Nachbar Bernhard Weiß sieht bei T.s tragischem Leben und Tod ein eklatantes Versagen von Behörden und sozialen Diensten. „Vielleicht würde er bei besserer Betreuung noch leben“, glaubt er.