Werdohl. .

Mit der Routine kommt die Resignation. „Man gewöhnt sich an alles“, sagt Petra Krähahn, denkt sie an den Verkehrslärm, der von der B 236 hinauf zum Haus der Familie an der Falkenlei dringt. „Klirrende Fenster“ kennt auch Annemarie Schulte-Ockelmann, die direkt an der B 229 im Versetal wohnt, sie treibt es auf die Spitze und empfindet, „dass der Lärm des letzten Jahrzehnts mit nichts vorher vergleichbar ist.“

Für Krähahns ist die Bundesstraße, die nur einen Katzensprung am Ortsteil vorbeiführt, aus mehreren Gründen ein rotes Tuch: Rasende Pkw und Lkw, aber kein Fußgängerüberweg – beim Kampf für mehr Verkehrssicherheit haben sich Krähahns schon vor einigen Jahren die Zähne ausgebissen an förmlichen Vorgaben. „Kein Unfallschwerpunkt“, heißt es bei den zuständigen Stellen, die wurden daher nicht tätig.

Der Lärm ist ein zweiter Dorn, der tief sitzt bei Anliegern am Kettling. Seitdem es die Lkw-Maut für Autobahnen gibt, sei auf der B 236 viel mehr los als früher. Vor allem der morgendliche Berufsverkehr lässt den Lärmpegel enorm steigen. Eine Einbuße an Lebensqualität. „Im Sommer muss man die Fenster schließen“, bedauert Petra Krähahn.

Am Kettling kommt der Lärm gleich von zwei Quellen: Neben der viel befahrenen Fernverkehrsstraße rollen auch Personen- und Güterzüge über die Schienenwege neben der Lenne. „Wir wohnen ja sogar noch oben am Berg – wer unten wohnt, hat noch schlechtere Karten“, befürchtet Petra Krähahn.

So laut waren die Panzer nicht

Den Anbau ihres Hauses statteten sie sofort mit Schallschutzfenstern aus. Für den Altbau wird bei Krä­hahns der Einbau gerade überlegt, denn „das macht enorm etwas aus.“ Dass Hauseigentümer für „passive Lärmschutzmaßnahmen“, wie das NRW-Umweltministerium schreibt, unter bestimmten Voraussetzungen Fördertöpfe des Landes anzapfen können, war Krähahns bis zum Gespräch mit der WR-Redaktion gar nicht bekannt. „Gut zu wissen“, findet Petra Krähahn.

Am anderen Ende der Stadt wohnt Annemarie Schulte-Ockelmann – wie viele Versetaler direkt an der B 229. Vor dem elterlichen Haus an der Hauptstraße 9 hat sie schon viel Lärm erlebt. „Ich bin in den 50er-Jahren in diesem Haus aufgewachsen, es fuhr seinerzeit noch die Schnurre und in regelmäßigen Abständen fuhren die belgischen Soldaten mit Panzern durch das Versetal zum Manöver“, erinnert sich die Werdohlerin. „Das alles aber war niemals so störend wie der heutige – seit der Maut-Einführung und der Öffnung der Ost-Grenzen mehr als verdoppelte – Lkw-Verkehr.“ Gerade Lkw nutzten die B 229 als „Rennstrecke“, wenn sie vom kurvigen Verlauf gefrustet ab dem Möbelhaus Eckhardt endlich die gerade Piste sehen... „Wir wollen nicht vergessen, dass es sich hier um eine Ortsdurchfahrt und damit Tempolimit 50km/h handelt.“

Radarmessungen habe sie bei der Stadt oft angeregt – es tat sich nie etwas. „Zum Ersten haben diese Menschen Eveking gar nicht auf dem Schirm – und zum Zweiten scheint man dort auf die Anregungen der Bürger sowieso allergisch zu reagieren.“ Aus Routine wird Resignation.