Unna. . Die Hilfsorganisation betreut zurzeitAuslandsprojektein fünf Ländern. Aus dem Jemen kam jetzt der verletzte 12-jährige Mohammed nach Unna.

Die „Heiße Ecke“ gegenüber dem Haupteingang des Evangelischen Krankenhauses ist bei den Patienten beliebt: Pizza, Döner oder ein paar Pommes ergänzen den Speiseplan der Klinik. Doch Mohammed Choukair und seine Kollegen können nicht nur kochen, sie beherrschen auch die arabische Sprache.

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Ein großes Glück für den jungen Mohammed (12) aus der Stadt Taiz, der vor ein paar Tagen mutterselenallein vom Hammer Ärzteforum aus dem Jemen nach Unna ins Evangelische Krankenhaus gebracht wurde. In den arabisch sprechenden Imbissbuden-Besitzern fand Mohammed gleichzeitig Dolmetscher und Freunde. Denn es ist nicht das erste Mal, dass die Ärzte des Forums Kinder aus dem Jemen in Unna behandeln lassen. „Zwei bis drei Kinder werden jedes Jahr bei uns operiert und gepflegt. Da ist es natürlich ganz wichtig, dass sie auch ihre Sprache hören und wir das eine oder andere übersetzen lassen können. Ich finde es ganz toll, dass die Leute aus dem Imbiss sich hier so engagieren“, lobte Dr. Waldemar Kania, der Mohammed heute mit seinen Kollegen operieren wird.

Keine Kriegsverletzung, sondern ein Unfall beim Spielen und dessen Folgen ließen sich vor Ort im Jemen von Dr. Norbert Jorch vom Forum nicht behandeln. Mohammed war umgeknickt, sein geschwollenes Bein wurde mit vermutlich infizierten Spritzen behandelt, seither leidet er an einer chronischen Knochenentzündung. „Eine Operation und die anschließende Behandlung sind die letzte Chance, sonst würde der Junge das Bein verlieren“, gibt sich Dr. Waldemar Kania realistisch.

Worte, die der Libanese Mohammed Choukair natürlich nicht übersetzt. Vielmehr sprechen die Betreuer mit dem jungen Jemeniten über seine Familie und seine Hobbys. So war es schwer für ihn, seine Eltern und seine zwei Schwestern und zwei Brüder zu verlassen. „Er hat ein komisches Gefühl“, übersetzt der Helfer aus der „Heißen Ecke“. Aber, so erfahren wir, wünscht sich Mohammed nichts mehr, als bald wieder unbeschwert laufen und so mit seinen Freunden Fußball spielen zu können. Wenn alles gut geht, dann fliegt er in ein oder zwei Monaten mit dem Hammer Forum wieder zurück in seine Heimat. Doch bis dahin wird Mohammed sicher noch Hunderte Male sein altes Handy aus seiner Nachttischschublade ziehen. Hat ihm jemand aus der „Heißen Ecke“ oder aus dem Krankenhaus ein paar Euro zum Aufladen der Karte gespendet, so ist das Gerät die einzige Verbindung zu Mutter und Vater. Dass Weihnachten für den Jungen aus dem muslimisch geprägten Jemen in diesen Tagen keine Rolle spielt, dürfte für ihn wenig tröstlich sein. Über 5 000 Kilometer Luftlinie trennen ihn von seiner Heimat und seiner Familie.