Altena. . Seit Freitag wird in Altena gesprengt – und zwar für den Aufzug zur Burg. Fünf Nachbarn der Burgaufzug-Baustelle schlafen deshalb nachts in Hotels oder Ferienwohnungen - auf Kosten des Bauherrn.
Kreis-Pressesprecher Hendrik Klein bestätigt, dass die Nachtbaustelle nur unter einer Bedingung genehmigt sei: Erreichen mehr als 45 Dezibel ein Wohnhaus, so muss die Stadt das auswärtige Nachtquartier zahlen.
Mehr als diese fünf Personen seien nicht betroffen, erklärt Baubereichsleiter Roland Balkenhol.
Bauleiter Ulrich Henke erläuterte Freitagmorgen den Ablauf der mit Sicherheit spektakulärsten Altenaer Baustelle des Jahrhunderts. In drei Schichten hämmern und bohren sich die Bergarbeiter durch den Burgberg. Bis zu dreimal wird gesprengt - ausschließlich tagsüber. Tagüber rangieren 4-Mann-Teams mit ihren Spezialmaschinen durch den ausgeweiteten Stollen, nachts seien drei Mann mit „kleineren Arbeiten“ beschäftigt, erklärt der Bauleiter. Eine für den Pressetermin um 9.30 Uhr angekündigte Sprenung hatte dann aber schon um 7 Uhr stattfgefunden. Jede Minute ist wertvoll. „Wir stehen unter extremem Zeitdruck“, erklärt der Chef der „Arbeitsgemeinschaft Burg Altena“. Am 21. Dezember gehen seine Leute in den Weihnachtsurlaub; ab dem 2. Januar wollen sie beginnen, den Stollen um 50 Meter in den Berg im „Vollausbruch“ zu verlängern. Gleichzeitig beginnen die Bohrarbeiten im Burghof. Bis zum 18. Januar sollen sich die Trupps treffen - 80 Meter unter Burg Altena. Den meisten Lärm machen das Verladen des Abraums und der Bohrer . Je tiefer die Bergleute vordringen, desto weniger sei draußen zu hören, versichert der städtische Baubereichsleiter Roland Balkenhol.
Sprengstoff lagert in Balve
Der Sprengstoff wird für jede Ladung extra aus Balve geholt - aus Sicherheitsgründen. Zwischen 300 und 600 Gramm „RioDin“ in Patronen wandern in jedes der 15 bis 20 Sprenglöcher. Beim Sprengen hängen dicke Plastikschürzen vor dem Stollen. Eine Stahlplatte, zusätzlich beschwert vom tonnenschweren Dumper, fängt die Druckwellen bei ab. In sicherer Entfernung drücken die Sprenghauer Thomas Müller und Timm Schnurbus auf den elektronischen Zünder. Wenn es dreimal hupt, ist die Sache erledigt.
Sprengarbeiten gestartet
Die unmittelbaren Nachbarn der Baustelle sehen das Schauspiel eher gelassen. Marlis Voß berichtet, in der Nacht zum Donnerstag sei es mal „etwas lauter“ gewesen. Ilse Graf nebenan berichtet mit Schmunzeln: „Ich bin schon gefragt worden, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe.“ Natürlich spüre man Erschütterungen beim Sprengen, sagt die Rentnerin „Aber wenn es so bleibt, kann ich damit leben.“ Am Freitagmorgen habe ihr Mann raus geschaut, ob überhaupt Betrieb an der Baustelle war. „Die meisten hier stehen hinter dem Projekt“, gibt sich Ilse Graf überzeugt.
Die Gesetzlage sei eindeutig, erklärt der Sprecher des Märkischen Kreises, Hendrik Klein. In einem ersten Schritt hatte der Kreis den lauten Baustellenbetrieb von 7 bis 20 Uhr erlaubt. Nach 20 Uhr zieht das Gesetz enge Grenzen: Bis zu 45 Dezibel dürfen nach außen dringen. Messungen an den ersten Tagen hätten jedoch ergeben, dass diese Grenze um 20 Dezibel überschritten werde. Das ist zulässig, wenn den betroffenen Anwohnern das Angebot gemacht wird, in Hotel oder Ferienwohnung umzuziehen.