Brambauer. . Zum 100. Mal jährt sich am Dienstag, 18. Dezember, eines der schwersten Bergbau-Unglücke auf Zeche Achenbach in Brambauer. Trotz des runden Jahrestages hält sich das Gedenken in Grenzen.

Traurig, aber wahr: Die Toten des Grubenunglücks vom 18. Dezember 1912 auf Zeche Achenbach in Brambauer sind so gut wie vergessen. Und obwohl sich die Katastrophe am Dienstag zum 100. Mal jährt, wird an diesem denkwürdigen Tag wohl nicht viel passieren in Sachen Gedenken. Allein der Knappenverein Brambauer hält die Fahne hoch und wird am Vormittag um 11 Uhr einen Kranz am Denkmal auf dem alten Friedhof in Brambauer niederlegen.

Eine Schlagwetterexplosion hatte am 18. Dezember 1912 insgesamt 49 Kumpel in den Tod gerissen. Ein Sonderdruck eines Chemnitzer Verlages beschrieb das damalige Empfinden der Menschen in für heutige Zeiten ungewohnt blumiger Sprache: „Ohne Rücksicht auf Festtage, die der Menschheit so heilig sind, wie gerade die Weihnachtszeit, blasen die heimtückischen Gespenster des Erdinnern meuchlings ihre feurige Lohe über ahnungslose Männer, zerschmettern und versengen ihre Leiber aufs Grausamste und Erbarmungsloseste – wiederum im Angesichte der Weihnachtsfreuden, kurz vor dem Feste der Liebe!“

Gemisch aus Sauerstoff und Methan

Folgt man der Schrift weiter, wird deutlich, dass das Übernatürliche im Jahr 1912 noch nicht gänzlich abgeschafft war: „Die unterirdischen Würger haben neue Mittel entdeckt – Mittel, die bis jetzt auch den Begriffen der erfahrensten Ingenieure ein Rätsel sind – mit welchen sie neue furchtbare Angriffe auf die Bergleute unternehmen, als sollte niemals Frieden werden zwischen den Menschen, die die Notwendigkeit ins Erdinnere treibt – und zwischen den neidischen Kobolden da unten, die ihr schwarzes Reich so grauenhaft verteidigen.“

Grubenunglück auf Achenbach
Grubenunglück auf Achenbach

Bleibt man bei den Fakten, liest sich das Unglück nüchterner, wenn auch nicht weniger schrecklich. Am Morgen des 18. Dezembers 1912 explodierte ein Gasgemisch aus Sauerstoff und Methan in einer Tiefe von rund 700 Metern unter Brambauer. Was das Gasgemisch entzündet hat, bleibt im Dunklen, infrage kommt jede Quelle von Feuer oder Funken.

50 000 Mark im Hilfefonds

Besonders tragisch war das Unglück für die Hinterbliebenen, denn es gab zwar schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts die ersten zaghaften Versuche, Sozialkassen einzuführen, doch davon kam noch nicht viel bei den Opfern an. Achenbach gehörte damals den Gebrüdern Stumm, sie gaben 50 000 Mark in einen Hilfefonds. Aus diesem bekamen die Witwen vierteljährlich eine gewisse Summe, was größtenteils zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel gewesen sein dürfte.

„Besonders hart hat es die Witwe Sumowski getroffen“, beschreibt Wolfgang Schubert, der selbst 16 Jahre als Bergmann auf Achenbach und später in anderen Gruben gearbeitet hat. Schubert betreibt die Internetseite www.minister-achenbach.de und kümmert sich darum, dass die Geschichte der Zeche nicht verschüttgeht. Die Witwe Sumowski verlor beim Unglück 1912 ihren ersten Ehemann, und bei einer weiteren Katastrophe 1914 den zweiten Mann.

Schubert hat mit 14 auf Achenbach angefangen und erlebt, wie Bergbau prägt: „Alleine ist man eine Null, wer meint, er sei nicht auf die Kameraden angewiesen, hat von vorneherein verloren.“ Schubert hat aber auch am eigenen Leib erfahren, wie gefährlich Bergbau auch in der Neuzeit noch sein kann. An der rechten Hand fehlt ihm durch einen Arbeitsunfall der kleine Finger. „Passiert“, sagt Schubert.