Unna/Kairo. . Katharina Sombold und Sabine Dorpmüller leben seit Jahren in Kairo und erleben die Proteste der Bevölkerung.

Zwischen Unna und Kairo liegen 3081 Kilometer. Zwischen dem Zentrum, in dem die Proteste gegen die Politik des neuen Präsidenten Mursi zu Toten und Verletzten führten, und dem Stadtteil Maabi sind es nur 15 Kilometer. So nah am Geschehen in der ägyptischen Hauptstadt leben die beiden Unnaerinnen Katharina Sombold und Sabine Dorpmüller mit ihren Familien. „Man spürt auch hier in unserem Wohnviertel die Nervosität unter den Menschen. Wir hoffen alle, dass es nicht zu noch mehr Gewalt kommt“, berichtet die gelernte Fotografin gestern am Telefon aus Kairo. Seit 17 Jahren lebt Katharina Sombold nun schon in Ägypten und muss nach der blutigen Revolution gegen Husni Mubarak im vergangenen Jahr erneut miterleben, wie es auf dem Tahrir-Platz und vor dem Präsidenten-Palast zu Auseinandersetzungen kommt. „Die Schule meiner Tochter liegt in der Nähe des Innenministeriums und wurde geschlossen. In einem Ausweichquartier wird jetzt nur noch zweimal in der Woche unterrichtet“, schildert sie die direkten Auswirkungen.

Auch für Sabine Dorpmüller, die zusammen mit Katharina Sombold am Pestalozzi-Gymnasium das Abitur baute, sind es spannende Tage in Kairo. Sieben Jahre lang lebt die Islamwissenschaftlerin nun schon in der Hauptstadt. Jener Stadt, in der sie ihrer alten Schulkollegin zufällig wieder begegnete. „Das ist hier noch lange nicht zu Ende“, lautete gestern ihre Einschätzung, obwohl sie selbst sich nicht im Zentrum aufhält. „Als Ausländerin wird man schnell der Spionage verdächtigt. Mein Mann und ich haben daher Arbeitsteilung. Es ist seine Revolution, er ist ständig auf dem Tahrir-Platz, ich sorge für die Familie.“ Doch die Unnaerin weiß, dass die Proteste wütend und der Leidensdruck der Menschen groß ist. „Es sind nicht nur die politischen Gegebenheiten, die alle Teile der Bevölkerung auf die Straße treiben. Es herrscht eine allgemeine Niedergeschlagenheit. Die Preise steigen, die wirtschaftliche Situation verschlechtert sich.“ Ganze Familien machten mit ihrem Protest deutlich, dass die Regierung nicht mehr mit ihnen machen kann, was sie will. „Das gilt natürlich auch für meinen Mann.“ Adham Elsaid sei Musiker und Sänger und somit bei den Islamisten gar nicht gut angesehen. Politik für die Menschen, ob nun Christen oder Muslime, streng gläubig oder weniger gläubig, dürfte aber nicht nur auf der Straße gemacht werden. Es müsste endlich eine Verfassung erstellt werden, nach der alle Ägypter friedlich miteinander leben können.

Liebe Grüße nach Unna

Als Mitarbeiterin des Orientinstitutes Beirut, das eine Dependence in Kairo unterhält, hat Sabine Dorpmüller einen fundierten Blick auf die Geschehnisse in Kairo. „Bei uns laufen zahleiche Forschungsprojekte und erst kürzlich hat Außenminister Westerwelle hier ein deutsches Forschungszentrum eröffnet. Ich habe zwar keine Angst, aber wir hoffen alle, dass es jetzt schnell zu einer friedlichen Lösung kommt“, so die Unnaerin aus dem fernen Kairo, aus dem sie liebe Grüße nach Unna schickt.