Unna/Köln. .

Ob Ex-Rathauswirt Domenico Peloso seine alten Meister jemals wiedersehen wird, ist vor dem morgigen Termin am Landgericht Köln mehr als fraglich. „Derzeit weiß niemand, wo die Bilder sind“, so sein Rechtsanwalt Michael Helbig, der für Peloso auf Herausgabe jener Werke klagt, die Motive der deutschen Expressionisten Max Beckmann, Karl Schmidt-Rottluff und Karl Hofer zeigen.

Die Odyssee der alten Meister begann so ziemlich genau vor fünf Jahren, als Peloso seinen süditalienischen Landsmann Leonardo Melchionda in Pisa besuchte und dieser ihm fünf Werke anvertraute, um diese in Deutschland schätzen zu lassen. Von einer Witwe sei er in der Nachkriegszeit mit diesen Bildern für seine Maurerdienste in Iserlohn bezahlt worden.

Vollendeter Kunstbanause

Peloso, der sich selbst als vollendeten Kunstbanausen bezeichnet, bediente sich der Dienste des Kunst-Auktionshauses Van Ham in Köln, das alle fünf Werke auf einen Gesamtwert von rund 1,5 Millionen Euro schätzte. Selbst Hofer-Experte und Verfasser des Werksverzeichnisses, Bernhard Wohlert, erklärte schriftlich und mündlich gegenüber unserer Zeitung, dass die Zeichnungen aus dem Besitz von Melchionda echt seien. Dennoch erklärte das Auktionshaus alle fünf Bilder für Fälschungen und brachte sie nach eigenen Angaben „in Sicherheit“ bei der Verwertungsgesellschaft Bild (VG), die die Interessen der Künstler und deren Nachkommen vertritt. Seither verliert sich die Spur, die Grafiken und Bilder waren nicht mehr gesehen. Zwei Ermittlungsverfahren gegen einen vermeintlichen Fälscher Melchionda und gegen Domenico Peloso wegen Kunstfälschung und Handel mit gefälschten Objekten wurden eingestellt. Leonardo Melchionda überlebte die Ermittlungen nicht. Kurz vor seinem Tod versicherte er in einem Interview mit unserer Zeitung die Echtheit der Werke. Unterdessen verschwinden die alten Meister völlig von der Bildfläche. Die Staatsanwaltschaft verweigert die Herausgabe an Peloso und übergibt sie dem Auktionshaus, das sie wiederum an die Verwertungsgesellschaft Bild weitergegeben haben will. Auch nach nunmehr fünf Jahren sind die Werke nicht einmal einem Experten vorgestellt worden. Weshalb der Vorsitzende Richter der 14. Zivilkammer am Landgericht Köln, Dr. Martin Koepsel, zunächst einmal der VG Bild als letzte bekannte „Gewahrsamsinhaberin“ aufgegeben hat, die Bilder zur Verhandlung mit zu bringen.

„Von dort heißt es allerdings, dass man über den Verbleib der Bilder nichts wisse“, so Peloso-Anwalt Helbig aus Unna: „Ohne Gutachten ist es dem Gericht nicht möglich, über Verwertungs- oder Vernichtungsanspruch zu entscheiden.“ .