Bergkamen. . Krankenschwester Grazyna Hasek aus Bergkamen wurde am Samstag mit der Rettungsmedaille ausgezeichnet.

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat 25 Bürgerinnen und Bürger des Landes mit der Rettungs­medaille des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet, unter ihnen auch die Krankenschwester Grazyna Hasek aus Bergkamen. Sieben wei­tere Bürger des Landes erhielten eine öffentliche Belobigung.

Aus eiskalter Lippe gezogen

In einer Feierstunde auf der Zeche Zollverein in Essen dankte die Ministerpräsidentin den Retterin­nen und Rettern für ihren selbstlosen Einsatz: „Sie haben nicht tatenlos zugesehen, als ein anderer Mensch in einer Notsituation war. Sie haben gehandelt und einige von Ihnen haben dafür sogar ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt. Mehr Mut und Selbstlosigkeit kann man nicht bewei­sen. Sie sind Vorbilder für uns alle“, betonte Ministerpräsidentin Kraft in ihrer Rede.

Während der Feierstunde rief die Ministerpräsidenten noch einmal die Ereignisse in Erinnerung, die zur Verleihung der Medaille an Grazyna Hasek geführt haben. Sie rettete während ihres Nachtdienstes am 13. Oktober 2010 in einem Patientenzimmer des St. Elisabeth Krankenhauses in Dortmund-Kurl zusammen mit dem Krankenpfleger Peter Fajardo und dem Stationsarzt Thomas Hillen (Werne) drei ältere Patienten aus einem brennenden Patientenzimmer. Auf dem Beistelltisch eines Patienten hatten Zeitschriften Feuer gefan­gen, es flogen Funken auf die Betten. Doch die drei Männer bemerkten nichts, denn zwei von ihnen schliefen fest, der Dritte – ein geistig ver­wirrter Mann – befand sich im Bad. Als Krankenschwester Grazyna Hasek Rauch auf dem Flur bemerkte, schlug sie sofort Alarm und rannte zu dem Zimmer. Zu dritt gelang es ihnen, das Feuer zu löschen und die Patienten aus dem verqualmten Zimmer zu holen. „Die Rettungskräfte müssen die drei tapferen Helfer anschließend mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung in andere Krankenhäuser bringen.“, berichtete Ministerpräsidentin Hannelore Kraft während der Feierstunde.

Zwei Jugendliche aus Bergkamen verdanken drei Männern aus Hamm und Polizeihauptkommissar Axel Scheunemann aus Selm ihr Leben. Sie waren in der Nacht zum 3. Dezember 2011 mit dem 25-jährigen Fahrer in einem Pkw in die Lippe gestürzt und von den vier Männern aus dem kalten Wasser geborgen worden.

Die Laudationes im Wortlaut:

Rettungsmedaille für Grazyna Hasek aus Bergkamen, Peter Fajardo aus Dortmund und Thomas Hillen aus Werne

Erkan Kaya, Tuncay Kaya, Ali Kaya und Axel Scheunemann mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft
Erkan Kaya, Tuncay Kaya, Ali Kaya und Axel Scheunemann mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft © WR

Während des Nachtdienstes am 13. Oktober 2010 bricht gegen 23.00 Uhr in einem Patientenzimmer des St. Elisabeth Krankenhauses in Dortmund-Kurl ein Brand aus. In dem Zimmer liegen drei ältere Männer. Auf dem Beistelltisch eines Patienten haben Zeitschriften Feuer gefangen, es fliegen Funken auf die Betten. Doch die drei Männer bemerken nichts, denn zwei von ihnen schlafen fest, der Dritte – ein geistig verwirrter Mann – befindet sich im Bad. Als Krankenschwester Grazyna Hasek Rauch auf dem Flur bemerkt, schlägt sie sofort Alarm und rennt zu dem Zimmer. Der diensthabende Arzt, Thomas Hillen, ruft die Feuerwehr und eilt mit seinem Kollegen Peter Fajardo zur Hilfe. Im Zimmer kümmert sich Peter Fajardo zunächst um den Mann im Badezimmer. Mit angehaltenem Atem holt er ihn aus dem Bad und bringt ihn auf den Flur in Sicherheit. Obwohl aus dem Zimmer dicker schwarzer Rauch quillt, ignoriert Peter Fajardo die Gefahr einer Rauchvergiftung und betritt erneut das Zimmer. Mit einem Feuerlöscher, den Grazyna Hasek für ihn bereithält, gelingt es Peter Fajardo, die Flammen zu ersticken. Der dichte Qualm aber macht es ihm unmöglich, zu den beiden Männern zu gelangen, die noch immer schlafen. Durch lautes Rufen gelingt es Peter Fajardo schließlich, beide Männer zu wecken, die daraufhin das Zimmer aus eigener Kraft verlassen. Danach kümmern sich Grazyna Hasek, Peter Fajardo und Thomas Hillen um die Patienten der benachbarten Zimmer: So viele, wie sie nur können, schieben sie in ihren Betten in die angrenzende Tagesklinik. Die Rettungskräfte müssen die drei tapferen Helfer anschließend mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung in andere Krankenhäuser bringen. Peter Fajardo muss wegen des Verdachts auf ein Lungenödem sogar zwei Tage auf der Intensivstation bleiben.

Liebe Grazyna Hasek, lieber Peter Fajardo, lieber Thomas Hillen, unter Einsatz des eigenen Lebens haben Sie das Leben Ihrer Patienten gerettet. Ihr Einsatz überstieg bei Weitem Ihre Pflichten. Für Sie war es selbstverständlich, Menschen in höchster Not zu helfen. Dafür sage ich Ihnen im Namen des Landes ein herzliches Dankeschön und überreiche Ihnen die Rettungsmedaille.

Rettungsmedaille für Erkan Kaya, Tuncay Kaya und Ali Kaya aus Hamm und Polizeihauptkommissar Axel Scheunemann aus Selm.

In der Nacht des 4. Dezember 2011 ist Erkan Kaya in Hamm mit seinen beiden Neffen Tuncay und Ali Kaya nach einem Besuch bei Verwandten im Auto unterwegs, als ein Kleinwagen mit überhöhter Geschwindigkeit an ihnen vorbei fährt. Die drei Männer sehen noch, wie der Wagen auf der regennassen Fahrbahn ins Schleudern gerät, dann verschwindet das Auto plötzlich aus dem Blickfeld. Erkan Kaya und seine Neffen befürchten, dass der Wagen verunglückt ist und suchen die Straße ab. Auf einer Brücke über der Lippe erhärtet sich ihr Verdacht: Im Brückengeländer klafft ein großes Loch. Das Auto ist in den Fluss hinabgestürzt. Erkan Kaya stoppt sein Fahrzeug, verständigt sofort die Rettungskräfte und rennt die steile, etwa zwei Meter tiefe Uferböschung hinunter. Bevor er sich in das eisigeWasser stürzt, ruft er seinem Neffen Tuncay zu, mit demWagen die Unglücksstelle auszuleuchten. Nun können die drei Männer erkennen, dass der junge Fahrer des verunglückten Autos orientierungslos in der starken Strömung der Lippe treibt, ein weiterer Jugendlicher und ein Mädchen halten sich am Unfallauto fest. Erkan Kaya schwimmt zu dem Fahrer und zieht ihn ans Ufer. Seine Neffen warten Seite an der Böschung und hieven den Verunglückten aus demWasser. Dann hilft Erkan Kaya den beiden anderen Unfallopfern. Die drei Retter schaffen es noch, den Jugendlichen über die Böschung nach oben zu ziehen, doch das inzwischen bewusstlose Mädchen wird für Erkan Kaya zu schwer. Als Polizeihauptkommissar Axel Scheunemann an der Unfallstelle eintrifft und sieht, dass Erkan Kaya die junge Frau nicht mehr halten kann, springt er sofort insWasser. Beide versuchen mit großer Mühe, das Mädchen über die rutschige Böschung in Sicherheit zu bringen, doch erst der Feuerwehr gelingt es ein wenig später, mit einem Seil alle drei nach oben zu ziehen. Lieber Erkan Kaya, lieber Axel Scheunemann, Sie haben drei jungen Menschen das Leben gerettet und haben dabei Ihr eigenes riskiert. Sie hätten im kaltenWasser einen Kälteschock erleiden können. Bei der Rettungsaktion haben Sie, lieber Axel Scheunemann, weitaus mehr geleistet als Ihre Pflicht als Polizeibeamter.

Lieber Tuncay Kaya, lieber Ali Kayar, auch für Sie beide bestand Lebensgefahr, Sie hätten beim Hochziehen der beiden Männer jederzeit das Gleichgewicht verlieren und in den Fluss fallen können. Mit Ihrem couragierten Handeln sind Sie alle Vorbilder. Ich freue mich sehr, Ihnen allen heute die Rettungsmedaille unseres Landes überreichen zu können.