Schwerte. . Rolf Rehling hat in seinem Leben beruflich viel geleistet und in der Stadt Spuren hinterlassen. Obwohl der gelernte Ingenieur sein Rentenalter noch nicht erreicht hat, ist er ausgestiegen aus seinem Berufsleben - um als „Bufdi“ Vollgas zu geben.

Haben Sie schon einmal einen richtigen Bufdi gesehen? In lebensgroß? Wenn nicht, besuchen Sie doch mal das AWO-Familienzentrum am Westhellweg und fragen nach Rolf Rehling. Sie werden merken, dass ein Bufdi einer ist wie Sie und ich, ein Mensch, die Nase mitten im Gesicht und keinesfalls, wie vielleicht vermutet, einer aus dem Verwandtenkreis des Himalaya-Yetis. Ein Bufdi ist einer, der seine Kraft dem Bundesfreiwilligendienst zur Verfügung stellt. Weil „nichts mehr erfüllt, als gebraucht zu werden“, wie es im Slogan des Dienstes heißt.

Den Inhalt dieser Aussage, ihre Sinnhaftigkeit, unterschreibt Rolf Rehling mittlerweile blind. „Ich bin jetzt zwei Monate hier und die Arbeit macht mir so viel Spaß“, begeistert sich der Diplom-Ingenieur. Dabei ist der 62-Jährige noch nicht einmal Rentner. Rolf Rehling ist einfach ausgestiegen aus seinem außerordentlich erfolgreichen und abwechslungsreichen Berufsleben. Ausgestiegen, um Vollgas zu geben.

Rolf Rehling, gebürtiger Holzwickeder und heute in Schwerte lebend, war zuletzt als Fachberater für Beton- und Stahlbetonrohre der Fachvereinigung FBS unterwegs. Viel unterwegs – mit einem Schutzengel an seiner Seite. Denn als er 2010 auf der A3 in ein Stauende fuhr und gleich vier Autos schrottete, ist ihm und anderen nichts passiert. „Ich habe auf der Leitplanke gesessen und geheult wie ein kleines Kind“, erinnert er sich an jenen verhängnisvollen Tag, der sein Leben verändern sollte.

Rehling wollte Rehling sein

Denn obwohl er sich erst im Februar 2014 in die Rente verabschieden darf, ließ er sein Arbeitsleben hinter sich, haute – salopp formuliert – in den Sack. Kein Stress mehr, keine Zwänge, ein paar Euro Erspartes auf der hohen Kante. Rehling wollte Rehling sein. Und der legt gewöhnlich nicht die Hände in den Schoß. So wurden seine Antennen lang und länger, als er im Fernsehen etwas über den Bundesfreiwilligendienst hörte. Beim DRK hätte er ein Bufdi werden können, doch dafür hätte er zurück gemusst auf die Autobahn. Blaulicht-Transporte. Nein, das kam nicht in Frage. Als er in der Rundschau las, dass die AWO einen Freiwilligen suchte, war er an der richtigen Adresse. Hineingeschnuppert, genommen. Seit dem 15. Oktober ist Rolf Rehling nun dabei, kann sich sogar schon jetzt vorstellen, im nächsten Jahr um weitere sechs Monate zu verlängern. Seine Begeisterung funkelt in seinen Augen. „Das ist ein herrlicher Übergang aus dem Berufsleben“, sagt er. „Hier habe ich alles, nur keinen Stress“. Und er kann sich einsetzen für andere. Nichts erfüllt mehr, als gebraucht zu werden. Siehe oben. Das wird auch noch mit 360 Euro im Monat honoriert, Krankenkassenbeiträge inklusive. Ein bisschen Geld fließt auch noch zur Bundesversicherungsanstalt für Rehlings Rente.

Rolf Rehling wird gebraucht, nicht nur wegen seiner Hausmeistertätigkeit im Familienzentrum. Er hat die Patenschaft über zwei Kinder übernommen, schenkt ihnen Zeit, liest mit ihnen, unterstützt sie bei den Schularbeiten, malt Bilder. Außerdem wird er im nächsten Jahr einen Nichtraucherkurs geben. Ohne Rauch geht’s auch, heißt es im Untertitel. Rehling selbst hat gequalmt wie ein Schlot, ist aber seit 15 Jahren clean. Außerdem gibt es noch ein Leben neben der AWO. Auf Honorarbasis ist er Lehrbeauftragter an der Uni Dortmund im Fachbereich Architektur und hält als Entwässerungsexperte Vorträge zum Thema Ver- und Entsorgung.

Spuren hinterlassen

In der Stadt Schwerte hat Rolf Rehling Spuren hinterlassen. Die Gründung der Stadtentwässerungsgesellschaft 1993 geht auch auf ihn zurück. Dort war er der erste Technische Geschäftsführer, nachdem er seit 1984 im Tiefbauamt der Stadt Sachgebietsleiter der Abteilung Stadtentwässerung war und 1989 Leiter des Tiefbauamtes wurde. Die SEG spielt gleich zweimal entscheidende Rollen in seinem Leben. „Die Gründung gehört zu meinen Erfolgen, meine Kündigung dort zu den Fehlentscheidungen“, sagt er heute. Gearbeitet hat er aber weiterhin auf hohem

An einem Sonntag geboren

Niveau. Er war Geschäftsinhaber und Leiter eine Ingenieurbüros in Holzwickede und danach drei Jahre lang Abteilungsleiter der Stadtentwässerung Dortmund. Bis 2002 saß er für die SPD im Rat der Gemeinde Holzwickede. Das Parteibuch hat er mittlerweile abgegeben. Dass seine Genossen einer Diätenerhöhung zugestimmt haben, war des Guten zu viel für Rolf Rehling.

Wenn er heute auf sein bisheriges Leben blickt, ist er zufrieden. „Ich bin an einem Sonntag geboren“, sagt er. Vielleicht ist das der Grund, warum „mein Leben mehr als gut verlaufen ist: Keinen Krieg, keinen Hunger, keine Kälte, keine Folter, keine Krankheiten“. Zwei erwachsene Kinder sind sein Stolz. Seinen Hobbys kann er frönen: Motorrad fahren, Joggen, Sport in der Alt-Herren-Riege der TG Holzwickede, Kanuwandern im Schwerter Kanuverein.

Freunde und gute Bekannte hat er viele. Die schätzen seine Konsequenz, seine Aufrichtigkeit, sein pointiertes Erzählen, auch wenn das schon mal etwas länger dauern kann. Aber so ist er eben, unser Bufdi Rolf Rehling.