Bönen. .

Der Bönener Textildiscounter Kik arbeitete zumindest zeitweise mit beiden Produktionsstätten in Dritte-Welt-Ländern zusammen, in denen in den letzten Wochen Brandkatastrophen ausbrachen. Im ersten Fall hat Kik inzwischen nach eigenen Angaben zur Unterstützung Betroffener 500000 US-Dollar zur Verfügung gestellt.

In der Produktionsstätte, die jetzt in Bangladesch niederbrannte, hatte Kik über einen Lieferanten von 2009 bis Sommer 2012 fertigen lassen. 110 Tote werden hier jetzt gemeldet. In der im September niedergebrannten Produktionsstätte in Pakistan war Kik über Jahre und bis zuletzt Abnehmer. 250 Menschen starben hier. Organisationen vor Ort kritisierten darauf hin die Arbeitsbedingungen und machten diese mit verantwortlich für die hohe Zahl von Opfern.

„Wir sind zutiefst bestürzt über den Tod so vieler Menschen“, so Unternehmenssprecherin Beatrice Volkenandt gegenüber unserer Zeitung. Es seien inzwischen Gelder in Höhe von 500 000 US Dollar durch das Unternehmen bereit gestellt worden. Weitere Mittel sollen für ein neues Brandschutzprogramm aufgewendet werden.

Um die gerechte Verteilung der Gelder zu gewährleisten befinde sich Kik in engem Austausch mit Organisationen vor Ort. Nach Medienberichten könnte es schwierig sein, Familien von Opfern zu identifizieren, weil es in vielen Fällen dort keine Arbeitsverträge gebe.

Seit 2006 um Verbesserung bemüht

Kik betont, dass die Einführung des so genannten „Code of Conduct“ im Jahr 2006 und der Aufbau eigener Kontrollstrukturen 2007 die Grundlagen für das Sozialmanagement bei Kik bilden. Hierbei werde die Verbesserung und Einhaltung der Arbeits- und Sozialstandards verfolgt. Darüber hinaus kooperiere das Bönener Unternehmen mit anderen Handelsunternehmen, um alle Produktionsstätten mit Informations- und Schulungsmaterialien zum Thema Brandschutz auszustatten.

Noch im Sommer betonte Kik sein Engagement für die Arbeitsbedingungen bei den Zulieferfirmen im Produktionsland Bangladesch. Hier arbeite KiK mit langjährigen Lieferanten zusammen, die sich vertraglich auf die Einhaltung fundamentaler Arbeits- und Menschenrechte verpflichteten. „Diese Verpflichtung taugt aber nur dann etwas, wenn wir damit spürbare Verbesserungen der Arbeits- und Lebensbedingungen erreichen“, stellte Dr. Michael Arretz, Geschäftsführer für Nachhaltigkeitsmanagement bei Kik fest.

Kik habe 2011 begonnen, ein Lieferantenbewertungsprogramm zu entwickeln, in dem die Nachhaltigkeitskompetenz mit einer „Ampel“ abgebildet wird. Seit Anfang 2012 arbeite Kik darüber hinaus mit ausgesuchten Premiumlieferanten zusammen. Gemeinsam würden hier Produktionsprozesse unter Umweltaspekten verbessert und eine positive Lohnentwicklung angestrebt.

„Selbstverständlich gibt es in sowohl in Bangladesch wie auch in Pakistan dezidierte Brandschutzrichtlinien, die durch Landesgesetzte vorgeschrieben sind. Doch die Kontrollen sind oft nachlässig“, so die Bönener Firmensprecherin. Michael Arretz nimmt die Handelsunternehmen - und damit auch Kik selbst - in die Pflicht. Nur eine „Null-Toleranz-Politik“ der Konzerne könne die Einhaltung von Vorschriften erzwingen.

Unruhen und Festnahmen

In den Herstellerländern sind nach den Bränden nach Medienberichten Unruhen ausgebrochen, gibt es Proteste zur Durchsetzung von Brandschutz und erste Festnahmen von lokalen Verantwortlichen. Insider berichten, Sicherheitszertifikate zur Ruhigstellung europäischer Auftraggeber würden gekauft, in Wahrheit aber seien Fluchtwege zugestellt und Fenster und Türen verschlossen. In Bangladesch gab es inzwischen einen weiteren Brand mit 50 Verletzten.